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„Vier Jahrzehnte Ensemble Modern“ Das Ensemble Modern Frankfurt feiert 40. Geburtstag

Im Jahr 1980 schloss sich eine Gruppe von Musikerinnen und Musikern aus der Jungen Deutschen Philharmonie zusammen, um eine damals ganz neuartige künstlerische Dynamik zu verwirklichen: Seither findet das Ensemble Modern, so der gewählte Name, bei sämtlichen Projekten, Koproduktionen und finanziellen Belangen auf basisdemokratischem Weg zu seinen Entscheidungen.

Mit Walter Weidringer

Als einer der weltweit führenden Klangkörper für Neue Musik ist es im Musiktheater, in Tanz- und Videoprojekten, mit Kammermusik sowie Ensemble- und sogar Orchesterkonzerten zu erleben – und hat mit seinen rund 20 Mitgliedern aus Belgien, Bulgarien, Deutschland, Griechenland, Indien, Israel, Japan, den USA und der Schweiz von der gemeinsamen Basis Frankfurt aus die großen Konzertpodien und Festivals der Welt erobert.

Das umfangreiche Programm des Jubiläumsjahrs 2020 wurde durch die Pandemie empfindlich dezimiert – desto mehr Grund, die reiche Diskographie des Ensemble Modern zu durchstöbern, die von Andre und Aperghis bis Zender und Zappa reicht, von Helmut Lachenmanns „Ausklang“ bis zu Kurt Weills „Dreigroschenoper“ mit Max Raabe, Nina Hagen und HK Gruber.

„Dabei sein, wenn über Musik nachgedacht wird, Musik entwickelt wird. Spüren, wenn eine Komponistin oder ein Komponist im Raum ist. Oder anders gesagt, jemand im Raum ist, der Musik konzipiert. Unsere Aufgabe ist es, Musik so gut wie möglich erfahrbar zu machen, das ist bei neuen Tendenzen nicht einfach, erfordert Geduld, Können und Vertrauen. Wir sind ungefähr 20 verschiedene Menschen und unterschiedliche Charaktere. Es knallt und wir widersprechen uns. Aber dann teilen wir die gleiche Bühne, das ist besonders. … Das Ensemble-Leben ist nicht lustig – über Intonation wird verhandelt und wegen Rhythmen wird gekämpft. Demokratie ist schwer. Blödsinn wird trotzdem gemacht und es wird gelacht. … Aber dann sitzen wir auf der Bühne und wissen warum, das mag ich, gibt mir den Schub zu arbeiten, herauszufinden, was zu tun ist. Dann der Dirigent. Wir vertrauen das höchste Gut, welches wir bewohnen, die Zeit, einem anderen Menschen an. Im besten Falle teilt er sie mit uns. Und dann Sie, der Zuhörer. Das Gegenüber, das dabei ist, staunt, sich manchmal langweilt und trotzdem wiederkommt, um vielleicht den einmaligen Moment zu spüren, wenn etwas gelingt, was man nicht in Worte fassen kann. Ohne das andere Ohr geht es nicht.“ (Rainer Römer, Schlagzeuger im Ensemble Modern seit 1985)


http://xb187.xb1.serverdomain.org/radio/musik/Ensemble-Modern-40-Jahre.mp3

© Ö1, Zeit-Ton, 1.12.2020 Text: Zeit-Ton

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