Von Jana Sotzko. Auf ihrem Dreifach-Album „Does Spring Hide Its Joy“ forscht die Organistin Kali Malone mit Gästen in der Klangwelt des Minimalismus-Genres Drone.
Man muss sich den Entstehungsprozess von Kali Malones neuem Album „Does Spring Hide Its Joy“ als eine Erfahrung unfreiwilliger Entschleunigung vorstellen. Im Frühling 2020, als in vielen Teilen der Welt das öffentliche Leben während des ersten Pandemielockdowns abrupt zum Stillstand kam, erhielt die US-Komponistin die Möglichkeit, in den leeren Konzertsälen des Berliner Funkhauses Nalepastraße zu arbeiten.
Von April bis Mai jenes Jahres wurde das ausgiebige musikalische und akustische Erkunden der Räume zu einer Möglichkeit, die „Zeit zusammenzuhalten“, wie die in Colorado aufgewachsene Künstlerin es beschreibt.
Gemeinsam mit Stephen O’Malley, Gitarrist des US-Drone-Doom-Duos Sunn O))), und der britischen Cellistin Lucy Railton verarbeitete die 29-Jährige den kollektiven Stillstand zu hypnotischen Studien des Innehaltens. Diese Klangskulpturen wurden später auch zum Material für Live-Konzerte auf internationalen Bühnen, noch später zu einer immersiven Rauminstallation.
© TAZ, Kultur, Musik, 13.1.2023