Musiktipps

FAZ Album der Woche: Joanna Newsom

Mit Mellotron und Marxophon durchs Klanglabyrinth

Joanna Newsom ist mal wieder ein Sonderfall: Auf ihrem neuen Album „Divers“ packt die amerikanische Harfenistin ein ganzes Arsenal vergessener Instrumente aus, um damit komplizierte Songgebilde zu klöppeln.

Joanna Newsom ist eins dieser Phänomene, die man entweder liebt oder hasst, und wenn, dann sehr. Es ist ziemlich leicht, sich abschätzig über sie zu äußern (ach, Harfenliesel, ach, Quäkstimme), was aber mehr über die Erwartungen des Rezipienten aussagt als über Newsoms Musik. Man sollte als Musikhörer eben nicht allzu sehr in der Gegenwart verhaftet sein, denn auch Newsom kümmert nicht ansatzweise um das Jahrzehnt, in dem sie sich befindet. Eigentlich nicht einmal um das Jahrhundert. Vermutlich auch nicht um die Erwartungen ihrer Hörer. Dafür umso mehr um ihre kompliziert gestapelten Songgebilde: Jedes Einzelne davon ist eine Welt für sich.

 

 

© FAZ, 16.11.2015, von ANDREA DIENER