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70/80 Ritual Musik Theater (1/5): Wolfgang Rihms „Tutuguri“

Die zu Ende gehenden 1970er-Jahre: die Technokratie der Musik durch die serielle Methode in der Sackgasse, die utopischen Hoffnungen der elektronischen Musik unerfüllt, der Zufall zur postmodernen Beliebigkeit verfallend. Aus diesem Dilemma suchen so unterschiedliche Komponisten wie Wolfgang Rihm, Olivier Messiaen, Luigi Nono, Harrison Birtwistle und Per Nørgård einen Ausweg.

Von Bernd Künzig

Völlig unabhängig voneinander suchen sie zeitgleich die musikalische Authentizität in der Verbindung von Ritual, Musik und Theater. Es ist der unterbewusste Link höchst unterschiedlicher Konzeptionen, die alle Ausdruck einer musikalischen Zeitenwende sind.

Im ersten Teil steht Wolfgang Rihms „Poème dansé“ „Tutuguri“ im Mittelpunkt. Anfang der 1980er Jahre realisiert der Komponist dieses beispiellose und auch beispiellos eruptiv bis gewalttätige Tanz- und Orchesterritual, das auf Schriften des französischen Surrealisten Antonin Artaud beruht. 1936 unternahm er eine Reise zu den mexikanischen Tarahumara-Indianern, deren Eindrücke er in Notizen, Berichten, Gedichten und einem Hörspiel verarbeitete. Wolfgang Rihm „vertont“ diese Texte nicht, sondern schafft tönende Zuordnungen zwischen einem organischen Musikstrom und literarischer Assoziation.


Die Audiodatei ist online, bitte auf den Player rechts klicken und dann weiter oder den Link verwenden.

(http://xb187.xb1.serverdomain.org/radio/musik/Wolfgang-Rihms-Tutuguri.mp3)


© SWR 2, JetztMusik, 3.6.2019

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