Musiktipps

Donaueschinger Musiktage 2023 „Frau, warum weinst du?“

Von Max Nyffeler. Unter Lydia Rillings Leitung werden die Donaueschinger Musiktage demonstrativ weiblicher und dokumentieren eine angespannte Achtsamkeit in der Gegenwartskunst der Vereinigten Staaten.

Für die Frage, wie die Donau­eschinger Musiktage in die zunehmend unsichere Zukunft geführt werden sollten, fand man vor zwei Jahren die perfekte Lösung: Eine Frau! Eine Pioniertat ist das zwar nur bedingt, sind doch Frauen in kulturellen Leitungsfunktionen heute Alltag, aber für diesen Gral der „neuen Musik“, der schon über hundert Jahre auf dem Buckel hat und stets vorwiegend eine Männerdomäne war, bedeutet es doch eine Art Zeitenwende.

Die neue Leiterin, die dreiundvierzigjährige, in der internationalen Szene gut vernetzte Lydia Rilling, hat auch gleich das erwartete Zeichen gesetzt und in ihrem ersten Jahrgang mit der Männerwirtschaft radikal aufgeräumt. Von siebzehn komponierten, teilweise auch improvisatorisch angereicherten Werken stammten dreizehn von Frauen und mindestens eines von einer erklärten Transperson. Bei den Klanginstallationen, die in Donaueschingen traditionell breiten Raum einnehmen, war das Verhältnis ähnlich. Diese demonstrative Einseitigkeit soll sich aber laut Rilling in Zukunft nicht wiederholen.



© FAZ, Feuilleton, 25.10.2023

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