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Buchtipp: Peter Kemper: „The Sound of Rebellion“ – Musik als Waffe?

Peter Kemper legt ein neues, reflektiertes Standardwerk vor: „The Sound of Rebellion – Zur politischen Ästhetik des Jazz“. Von Stefan Michalzik.

Die Geschichte des Jazz als zuallererst afroamerikanische Musik ist untrennbar mit der Segregation und dem bis heute anhaltenden Rassismus in seinem Geburtsland, den USA verbunden, und mit der Bürgerrechtsbewegung, von ihren Ursprüngen bis zu den heutigen Emanzipationsbestrebungen. Diesem Zusammenhang geht Peter Kemper, lange Jahre Redakteur bei der Radio-Kulturwelle hr2 sowie einer der Programmgestalter des Deutschen Jazzfestivals in Frankfurt, in seinem Buch „The Sound of Rebellion – Zur politischen Ästhetik des Jazz“ nach. 750 Seiten stark ist es, umfassend in seinem Blick und fokussiert in der Tiefe und Schärfe der Reflektion.

Ein neues Standardwerk: Kemper bewegt sich auf einer Höhe mit Ekkehard Josts unvermindert lesenswerter „Sozialgeschichte des Jazz in den USA“ (1982), sein Standpunkt freilich ist ein zeitgerechterer. Die gegenwärtigen Diskurse reflektiert er mit der gebotenen kritischen Distanz. Bestechend die intellektuelle Durchdringung, die Rückkoppelung mit der Philosophie, von Georges Bataille (mit Blick auf die Verausgabung im spirituellen Jazz eines Pharoah Sanders) bis Jacques Derrida, dessen gemeinsamer Auftritt mit Ornette Coleman und seiner Band in Sachen Publikumsreaktion desaströs endete, obgleich der Philosoph des Dekonstruktivismus und der Free-Jazz-Pionier eine Menge an Parallelen in ihrem Denken entdeckt hatten.



© Frankfurter Rundschau, Kultur, 30.10.2023

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