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Essay: „Gedenken an den Holocaust“ Wie kann Kunst Erinnerungsorte schaffen?

Michaela Melián im Gespräch mit Thorsten Jantschek. Nur ein Ort von vielen: Der Ulrichsschuppen in Bremen. Er war in der Nazizeit ein Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiterlager. Heute ist er verschwunden und ein Containerlager geworden. Wie kann das Erinnern an einem solchen Nicht-Ort möglich werden?

Lange war der Ulrichsschuppen vergessen, dann wurden Wandmalereien von ehemaligen Häftlingen entdeckt und geborgen. 2019 wurde das baufällige Ensemble abgerissen. Heute werden dort Container gelagert. Mit den realen Gebäuden verschwand aber auch einer der letzten Orte, der an Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs in Bremen erinnert. Trotzdem sollte an dieser Stelle die Erinnerung an den Holocaust wachgehalten werden.
Wie kann das gelingen, wenn es keine authentischen Relikte mehr gibt, die durch sich selbst beglaubigt für die Zeit des Nationalsozialismus stehen? Dieser und ähnlichen Fragen hat sich die Künstlerin Michaela Melián immer wieder gestellt. In München hatte sie bereits in ihrer Arbeit „Memory Loops“ die Stadt mit einem Netz von Kurzhörspielen oder Erinnerungssplittern überzogen. Wie nähert man sich an einen Ort an, an dem Schrecken und das Leiden von einst nicht mehr erkennbar ist? Wie kann Erinnerungskultur mit den Mitteln der Kunst gelingen? Am Bremer Ulrichsschuppen kann deutlich werden, was Kunst im öffentlichen Raum kann und soll.
Michaela Melián ist bildende Künstlerin und Musikerin. Sie hat nationale und internationale Ausstellungen realisiert, bekam viele Kunstpreise, zuletzt den renommierten Bremer Roland Preis für Kunst im öffentlichen Raum. Sie unterrichtete an der Akademie der Bildenden Künste in München, an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste sowie der ETH Zürich. Als Musikerin spielt Michaela Melián in der Band F.S.K., hat aber auch mehre Soloalben herausgebracht. Für ihr Hörspiel „Föhrenwald“ erhielt sie den Hörspielpreis der Kriegsblinden, „Memory Loops“ und „Speicher“ wurden jeweils als Hörspiel des Jahres ausgezeichnet.



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