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„Der ironische Latin Lover“ Zum 100. Geburtstag von Marcello Mastroianni

Von Andrea Dernbach (Tagesspiegel). Er prägte für die Welt das Bild des italienischen Mannes. Ein Bild, das nicht weiter entfernt sein könnte, von Superman und sexuellem Draufgänger.

Die noch schönere Hälfte des Traumpaars hatte gerade eben ihren 90. Geburtstag. Vor einer Woche feierte Italien seine Diva assoluta Sophia Loren, im kleinen Kreis und ein wenig ehrerbietig, im römischen Cinema moderno.

So weit hat es ihr langjähriger Partner nicht geschafft. Marcello Mastroianni, der an diesem Samstag vor 100 Jahren geboren wurde, überlebte seinen 70. Geburtstag nur wenige Jahre; er starb 1996 in Paris. War Loren der Inbegriff und auch ein bisschen das kitschtaugliche Klischee jener italienischen femminilità, die sie selbst wesentlich prägte und bis nach Hollywood exportierte – vulkanisches Temperament, nicht auf den Mund gefallen, vor allem aber: atemberaubend schön – dann war Mastroianni prägend für das Bild des italienischen Mannes.



Freilich kein wirkliches Gegenstück, der Typus war ein leicht gebrochener. Mastroianni spielte keinen glutäugigen Draufgänger, er war ironisch, selbstirionisch, sogar passiv und gelegentlich leicht desorientiert. So hat ihn Federico Fellini in „La dolce vita“ 1960 in Szene gesetzt, als Reporter, einen stillen, leicht depressiven Beobachter des „süßen Lebens“ der Stars und Sternchen im Rom jener Zeit.




© Tagesspiegel, Kultur, Film, 28.9.2024

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