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Essay: Katakomben und Klischees – Neapel sehen und nicht sterben.

Von Maike Albath. „Neapel ist ein Paradies“, wusste schon Johann Wolfgang von Goethe. Kaum eine Stadt repräsentiert unser Italienbild mehr als die Metropole am Golf. Sehnsuchtsort und Touristenfalle zugleich. Eine Entdeckungsreise.

Kaum eine Stadt repräsentiert unser Italienbild mehr als Neapel, die Stadt am Golf. Sehnsuchtsort und Touristenfalle zugleich. Und nirgendwo ist Neapel mehr Neapel als in dem Viertel Sanitá. Eine Entdeckungsreise.
„Neapel ist ein Paradies“, wusste schon Johann Wolfgang von Goethe, „jedermann lebt in einer Art trunkener Selbstvergessenheit.“ Die Stadt am Vesuv steckt voller Klischees, aber auch voller Mythen. Auch heute noch steckt die Stadt voller Energie, Vespas hupen, Gewimmel auf den Straßen, ständig ist sie im Fußballfieber, zugleich durchzuckt von der Gewalt der Camorra. Manchmal wirkt sie dunkel und abweisend, dann wieder gleißend hell und heiß, unverständlich in der ursprünglichen Religiosität. An kaum einem anderen Ort kann man die Magie von Neapel so sehr erfahren wie in der Sanitá. Dieses Viertel wird zum Emblem für jene Stadt, von der der Dichter Benedetto Croce zwar wie Goethe sagte, sie sei ein Paradies, allerdings ein von Teufeln bewohntes Paradies.



Der vorliegende Essay entstammt dem Buch „Bitteres Blau. Neapel und seine Gesichter“, erschienen im Berenberg Verlag.
Maike Albath, geboren 1966 in Braunschweig, lebt in Berlin. Sie hat mehrere Jahre in Italien verbracht und ist eine der profiliertesten Kennerinnen der italienischen Gegenwartskultur. Als Literaturkritikerin und Moderatorin arbeitet sie u.a. für den Deutschlandfunk. 2002 erhielt sie den Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik, 2006 die Übersetzerbarke.

© Deutschlandfunk, Essay und Diskurs, 29.9.2024

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