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„Als Kommunist die Welt verlassen“ Zum Tod des griechischen kommunistischen Komponisten Mikis Theodorakis

Der griechische Komponist, Schriftsteller und ehemalige Partisan Mikis Theodorakis ist gestorben. Von Wassilis Aswestopoulos.

Michail »Mikis« Theodorakis’ Tod trifft viele Griechinnen und Griechen wie der Verlust eines Mitglieds der eigenen Familie. Der Komponist, ein Idol der Linken, verstarb am 2. September nach langer Krankheit im Alter von 96 Jahren in Athen und wurde am Donnerstag voriger Woche beigesetzt.Zuvor hatte er einen letzten, imposanten Schlussakkord gesetzt: In einem Schreiben an den Generalsekretär der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE), Dimitris Koutsoumbas, bezeichnete er einige umstrittene Ereignisse in seinem Leben als Fehler. Es war eine späte Entschuldigung eines großen Komponisten, Politikers, Partisanen, Aktivisten und Schriftstellers. Der stalinistischen KKE, die ihm angesichts seines Gesamtwerks sämtliche Eskapaden verzieh, übertrug Theodorakis die Vollstreckung seines Letzten Willens. Dazu gehörte auch die von Teilen seiner Familie abgelehnte Beerdigung im Heimatdorf seines Vaters, Galatas bei Chania auf Kreta.

Die Treue zur KKE sah er offenbar nicht als Fehler. »Jetzt am Ende meines Lebens, zum Zeitpunkt der Abrechnungen, verschwinden die Details aus meinem Kopf und die ›großen Größen‹ bleiben. So sehe ich, dass ich meine kritischsten, stärksten und reifsten Jahre unter dem Banner der KKE verbracht habe. Deshalb möchte ich als Kommunist diese Welt verlassen«, ist der Kernsatz des Schreibens. Darin be­tonte er, dass nicht nur seine »Ideologie, sondern auch mein Kampf für die Einheit der Griechen respektiert werden sollte«.



© JungleWorld, 16.9.2021

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