Musiktipps

Bernd Begemann: „Irgendjemand wird dich sowieso scheiße finden“

Von Jan Paersch. Am 1. November ist Bernd Begemann 60 geworden. Bei Tee und Baumkuchen in seiner Hamburger Wohnung erzählt der Entertainer und Singer-Songwriter vom Musikmachen früher und heute. Das Mikrofon ist noch gar nicht angeschaltet, da beginnt er schon eine Schimpftirade auf den verbreiteten Streamingdienst Spotify.

taz: Bernd Begemann, was ist so schlimm an gestreamter Musik?

Bernd Begemann: Das Album war 50 Jahre lang eine kulturelle Kraft – und jetzt ist es weg. Du schreibst kein Lied mehr, damit es sich wundervoll in ein Album einfügt. Du schreibst es, damit es in eine Playlist aufgenommen wird. Das ist, als ob man Schriftstellern sagt: ihr dürft nur noch Kurzgeschichten schreiben, und zwar für Idioten.

Viel Geld verdient man auch nicht, oder?

Es ist schrecklich: Man macht Musik und sofort gehört sie Jeff Bezos und diesen schwedischen Kriegsgewinnlern.

Sie meinen, dass Spotify-Gründer Daniel Ek 2021 Geld in Militärtechnik investiert hat.

In den glorreichen Indierock-Zeiten, in den Neunzigern und Nuller Jahren, hattest du was, was nur dir gehörte. Die Labels mussten zu dir kommen. Jetzt musst du Leute bestechen, damit es in ihre bescheuerten Playlists kommt.



© TAZ, Kultur, Musik, 28.12.2022

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