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„Clubs zu, trotzdem Techno“ Wäre nicht Pandemie, würde man den DJ Roman Flügel im Berliner Berghain treffen. Stattdessen hilft er im Impfzentrum aus

Der DJ und Produzent Roman Flügel pflegt einen konstruktiven Umgang mit der pandemiebedingten Zwangspause. Sicher, es gäbe genug Gründe, den Kopf in den Sand zu stecken. Von Jens Balkenborg

Unmittelbar nach dem Umzug von Frankfurt am Main in die Bundeshauptstadt legte das Virus das gesellschaftliche Leben und damit auch alle Vorfreude und Ambitionen auf Eis, mit der Absage der komplett geplanten Tour rund um den Globus fiel das (ökonomische) Kerngeschäft weg. „Das ist mein Beruf, die Auftritte fehlen“, erklärt Flügel im Videointerview. Und auch nach über einem Jahr, das ist die vielleicht bitterste Pille für all die Menschen aus der Veranstaltung- und Kulturszene: Ungewissheit. „Über Monate hinweg keine Perspektive für Veranstalter, Agenturen und Clubs.“

In den Worten des DJs schwingt freilich eine gewisse Verzweiflung mit über eine Politik, von der sich der kulturelle Sektor, wie kaum ein anderer, im Stich gelassen fühlen kann. Doch auch wenn sich das „Sabbatical“, als das Flügel die ersten Monate im Krisenmodus für sich interpretierte, lange überholt hat, blickt der jung gebliebene Mann mit der dünnrandigen runden Brille, der gerade seinen 51. Geburtstag gefeiert hat, voller Optimismus in die Kamera. „Ich will nicht jammern: Vielen geht’s schlechter“, sagt er und erzählt, dass er seit Anfang März 30 Stunden in der Woche in einem Berliner Impfzentrum arbeitet. Die Tätigkeit liefere eine neue Perspektive auf das Geschehen und gebe, wie „damals der Zivildienst“, das Gefühl, ganz unmittelbar zu helfen. Der temporäre Job sei sein „kleiner Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie in Deutschland“.

© der Freitag, Kultur, Musik, Ausgabe 19/2021

Eating Darkness Roman Flügel Running Back / Rough Trade 2021

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