»Staub ist die Haut eines Zimmers.« Die Textzeile aus Samuel Becketts TV-Drama »Ghost Trio« gab den Anstoß zu Saunders‘ Komposition »Skin«. Kern des Stücks aber ist nicht die Textur eines Raumes, sondern einer Stimme, die der Sopranistin Juliet Fraser, deren klangliche Dimensionen Schicht um Schicht freigelegt und im instrumentellen Umfeld aufgefächert werden.
Auch »Scar«, die Narbe, ist ein Stück Haut, zugleich ein Relikt ihrer Verletzung, wenn etwas unter die Haut geht, wie – im übertragenen Sinn – die schneidenden Instrumentaleinsätze in Saunders‘ gleichnamigem Ensemblewerk. Scharfe Glissandi durchdringen die Stille. In seiner schroffen links-rechts-Disposition reißt das Klangpanorama immer wieder auf. Ein Hin und Her wie ein Schlagabtausch.
Das Spiel im Raum und mit dem Raum, mit musikalischen Oberflächen und Untergründen, lässt sich weiter vertiefen: Mit der Uraufführung einer dritten Komposition greift Saunders den Zusammenhang auf und »Skin« und »Scar« werden zu einem Triptychon ergänzt.© Text: Acht Brücken Festival
Rebecca Saunders: Scar
Rebecca Saunders: Skin, für Sopran und 13 Instrumente
Rebecca Saunders: Skull (UA)
Juliet Fraser, Sopran
Ensemble Modern
Bas Wiegers, Leitung
Konzert vom 1. Mai 2023, Philharmonie Köln (Acht Brücken Festival)
© SRF 2, Neue Musik im Konzert, 6.9.2023