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„Der Bub von Ipanema“ Nachruf auf Creed Taylor von Jonathan Fischer

Strippenzieher, Produzent, Labelmacher – und irgendwann davor Jazz-Trompeter: zum Tod des einzigartigen Creed Taylor. Der Jazz verdankt dem als schüchtern und introvertiert geltenden Macher nicht nur Hits. Sondern vor allem ein Welt- und Kunst-offenes Gesicht.

Es fing alles mit einem Anruf von Charlie Byrd an. Creed Taylor war leitender Produzent des Jazz Labels Verve Records, als ihm der Jazz-Gitarrist diese neue Musik vorspielte, die er von einer Tournee durch Brasilien mitgebracht hatte. Sie hieß Bossa Nova. Und weil Taylor liebte, was er hörte, ließ er sein Talent spielen, die richtigen Musiker mit den richtigen Sounds und der richtigen Verpackung zusammenzubringen. Richtig im Sinne des Marktes.



Denn wenn der Bossa Nova in den Folgejahren mit seinen lasziven Rhythmen und gepflegt exotischen Sounds sowohl den Jazz , als auch den Pop zum Tanzen brachte, dann stand vor allem die musikalische Vision eines Mannes dahinter, der selbst einmal als Jazz-Trompeter angefangen hatte, bald aber einsah, dass sein Talent womöglich doch mehr hinter als auf der Bühne lag: Als Strippenzieher, Produzent, Labelmacher jedenfalls wurde Creed Taylor zu einer einzigartigen Marke.




© Süddeutsche Zeitung, Kultur, 25.8.2022

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