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Die Filmemacherin Ulrike Ottinger „Leben ist unterwegs sein“

Bilderkünstlerin vom Bodensee: der Abenteuerin, Pionierin und Autorenfilmerin Ulrike Ottinger zum 80. Geburtstag. Von Christiane Peitz.

Sie drehte in China, Japan und der Mongolei, reiste in entlegene Polarkreisregionen, aber am schwierigsten war die Reise in die eigene Vergangenheit. Nachdem Ulrike Ottinger sich 2020 in „Paris Calligrammes“ auf die Spuren ihrer Anfänge als Malerin begeben hatte, damals, als sie mit gerade 20 für sieben studentenbewegte Jahre nach Paris aufbrach, gestand sie freimütig, es sei ihre herausforderndste Reise gewesen. Das Autobiografische stecke zwar in all ihren Arbeiten, aber der Blick aufs Private habe sie noch nie interessiert. Sich an sich selbst erinnern, was für ein Abenteuer.

Von einer die auszog, die Welt zu begreifen und das Ich in der Welt: Wer ihr begegnet, der Bilderkünstlerin vom Bodensee mit Pariser Pop-Art-Vergangenheit und Berliner Underground-Jahren ab 1973, auf die dann eine einzigartige Spielfilm-, Dokumentarfilm- und Fotografiekarriere folgte, erlebt sie genauso, als wissbegierige Reisende. Entweder sie berichtet von ihrer jüngsten Expedition oder von den Vorbereitungen auf die nächste.

Leben ist unterwegs sein. Auf Premierenfeiern oder Vernissagen stromert Ulrike Ottinger mit ihrem feinen, mädchenhaften Lächeln und den legeren (aber maßgeschneiderten!) Hosenanzügen ebenso von Grüppchen zu Grüppchen, wie sie sich als autodidaktische Pionierin zwischen den Genres bewegt.



© Der Tagesspiegel, Kultur, 4.6.2022

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