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Die Pistole an meiner Schläfe heißt Poesie – Die Dichterin Alda Merini

Von Burkhard Reinartz. In Italien ist Alda Merini Kult. Milva singt ihre Gedichte, in Mailand wird sie verehrt. 2024 erscheint in der Dieterich’schen Verlagsbuchhandlung erstmals eine Anthologie auf Deutsch: „Die schönsten Gedichte schreibt man auf Steine.“

Alda Merini wächst in und um Mailand auf. 1950 gelangt sie in einen illustren Kreis aus Dichtern und Intellektuellen wie Pier Paolo Pasolini und Giacinto Spagnoletti, der ein Gedicht der damals 19-jährigen in seine Anthologie „Italienische Lyrik – 1909 bis 1950“ aufnimmt. Wie für viele Autorinnen ihrer Generation ist es für Merini schwer, neben den klassischen Frauenrollen der Nachkriegszeit genug Raum für ihre Dichtung zu finden. Sie erleidet psychische Krisen und verbringt Jahre in der Psychiatrie, die damals einem Gefängnis gleicht. Als Dichterin der einfachen Leute gelangt sie zu spätem Ruhm, ist ein gern gesehener Gast in Fernsehshows, Milvas Konzerte mit ihren Gedichten füllen die Hallen. Bei ihrem Begräbnis in Mailand ist der Domplatz schwarz vor Menschen. Erst im August 2024 erscheint in der Dieterich’schen Verlagsbuchhandlung, übersetzt von Christoph Ferber, Merinis deutsch-italienische Anthologie: „Die schönsten Gedichte schreibt man auf Steine“. Burkhard Reinartz ist im Mailänder Naviglio-Viertel auf Spurensuche gegangen und hat Merinis älteste Tochter Emanuela Carniti und ihren besten Freund, den Musiker Giovanni Nuti, getroffen.



Die Pistole an meiner Schläfe heißt Poesie – Die Dichterin Alda Merini
Von: Burkhard Reinartz
Redaktion: Adrian Winkler
Produktion: WDR 2024

© WDR 3, Kulturfeature, 12.10.2024

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