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Doku-Tipp: Gen Iwama über den Fotograf Daido Moriyama – The Past is Always New…

„Wie der heute 83-Jährige sein Medium befreit hat vom falschen Glanz technischer und formaler Routinen, das lässt sich nur vergleichen mit Bob Dylans Beitrag zum US-Song und Jean-Luc Godards Erneuerung des Kinos.“ Daniel Kothenschulte. 

„Kameras sind bloß Kopiergeräte, einfach abzudrücken dass ist alles“

Daido Moriyama


„Daido Moriyama“ im Kino: Erinnerungen an die Zukunft. Ein Filmporträt über den Altmeister der Straßenfotografie.

Einer der schönsten Filmtitel ist immer noch: „Werft Eure Bücher weg und geht auf die Straße.“ So hieß im Japan des Jahres 1970 ein faszinierender experimenteller Spielfilm über eine zweifache Flucht: Die eines Jungen aus traditionellen Strukturen und die der Bilder aus den Schranken der Moderne. Zu den Büchern, die sein Regisseur Shuji Terayama indes kaum weggeworfen hätte, zählen die Nummern der Fotozeitschrift „Provoke“, fotografisches Pendant jener filmischen Agitprop, der in Japan noch eine gehörige Portion weiter über die Stränge schlug als sonst auf der Welt – seine Ideologien dafür aber in rauer Poesie und bisweilen sogar wortlos zu vermitteln vermochte.



© FR, Kultur, 27.10.2021


Die Straße ist das Leben
Daido Moriyama zerlegt Tokyos Alltag in raue Bilder. Früher analog, heute digital. Eine filmische Hommage an den einflussreichen Fotografen.  Von Gunda Bartels.

„Japan, A Photo Theater“ heißt das vergriffene Fotobuch, dessen Erscheinen vor 50 Jahren Daido Moriyamas Ruhm als freier Radikaler der Fotografie begründet. Grobkörnig, unscharf, verschwommen – so fallen seine rauen, schwarzweißen Impressionen des Tokyoter Lebens aus. Für die Rekonstruktion holen die Verleger den 81 Jahre alten Künstler mit an Bord, der lakonische Antworten auf die Fragen nach dem Wie, Wann und Warum seiner Arbeit gibt.

Dass der Jack-Kerouac-Fan es unverbrüchlich mit dessen Credo „Die Straße ist das Leben“ hält, sieht man in den Szenen, in denen die Kamera dem zierlichen Fotografen in Jeans und T-Shirt durch Tokyo folgt. In dieses viel zu häufig wiederholte Flaneurmotiv montiert Gen Iwama, der Regisseur, Editor und Kameramann in Personalunion ist, Moriyamas Fotografien.



© Der Tagesspiegel, Kultur, Kino, 28.10.2021


Daido Moriyama – The Past is Always New – The Future is Always Nostalgic. Dokumentarfilm Japan 2019. Regie: Gen Iwama. 110 Min.

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