Er war einer der profiliertesten Jazzmusiker und Saxophonisten Deutschlands, eine Legende aus Frankfurt und bis zuletzt aktiv. Und er war wichtiger Zeitzeuge, der in seiner Jugend die Swing-Musik als Widerstand gegen die Nazi-Diktatur begriff und über diese Zeit später aufklärte. Der Saxophonist Emil Mangelsdorff ist vergangene Woche im Alter von 96 Jahren gestorben.
Er spiele keine Musik, er ist Musik, sagen seine Freunde. Bis ins hohe Alter widmete sich der Jazzmusiker mehrere Stunden täglich seinem Saxofon, mit dem er übrigens erst mit 25 anfing, nach Akkordeon und Klarinette. Schon 1943, als 18-jähriger, spielte Emil Mangelsdorff in der Hot Club Combo, das war illegal und er ging dafür für zwei Wochen in den Knast. Immer wieder befragt ihn die Gestapo, Jazz ist unter den Nazis in Frankfurt ein gefährliches Geschäft. Diese Erfahrung und die Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft haben ihn geprägt, der Weltbürger Mangelsdorff engagierte sich ein Leben lang gegen rechts und ging in Schulen, um junge Menschen über Jazz und Nazis aufzuklären. Der zum „Ritter des Jazz“ geschlagene Goethe-Plakette-Preisträger, unterhielt sich kurz vor seinem 90ten Geburtstag mit Daniella Baumeister über ein Leben im Jazz und ein Leben für Verständigung und Frieden.
Musiktitel dieser Sendung:
Ensemble des 45. NDR-Jazz-Workshops: Beat
Emil Mangelsdorff & Attila Zoller: Ember
Emil Mangelsdorff: After You’ve Gone
Emil Mangelsdorff Quartett & Friends: Für Emil
© HR 2, Doppelkopf, 25.1.2022