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Essay: Das Ende des Lesens oder Willkommen im postliterarischen Zeitalter!

Von Carolin Amlinger. Lesen bildet, Bücher gelten als Weg zum und Zeichen des Bildungsaufstiegs. Heute bereitet es Sorge, dass Kinder und Erwachsene weniger zum gedruckten Buch greifen. Führt die digitale Ausweitung des Lesens etwa zum Ende des Buchs, wie wir es kennen?

Bücher sind wertvoll. In modernen Gesellschaften ist es wichtig, zu lesen. Beständig werden Eltern aufgefordert, Kindern vorzulesen, damit sie selber einmal lesen werden. Bücher gelten als Leitwährung für einen Bildungsaufstieg. Doch wie lange noch?
So sehr über die Wichtigkeit des Lesens Konsens besteht, so sehr ist die Geschichte des Lesens zugleich die Geschichte einer fortschreitenden Beunruhigung. Denn Bücher waren nicht nur Gegenstände der Begierde, Zeichen des sozialen Aufstiegs, sondern auch lange Zeit Objekte zahlreicher Ängste. Das exzessive Lesen galt als Bedrohung für den sozialen Zusammenhalt oder den individuellen Eskapismus. Heute ist es allerdings nicht mehr das übermäßige Lesen, sondern das verminderte Lesen, das Sorge bereitet. Führt die digitale Ausweitung des Lesens etwa zum Ende des Buchs, wie wir es kennen? Leben wir in einer postliterarischen Zeit, in der Bücher wertgeschätzt werden, weil sie in unserem Alltag nicht mehr selbstverständlich sind? Oder wird nicht weniger gelesen, nur eben keine Bücher mehr?



© Deutschlandfunk, Essay und Diskurs, 9.5.2024

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