Psychedelische Protestmusik: Die Alben von Al-Qasar aus Paris und der Brüsseler Künstlerin Catherine Graindorge mit Iggy Pop werden zeitlos bleiben. Von Robert Miessner.
Gute Musik in heiklen Zeiten, die extrovertierte Variante: Den einen oder anderen Ruhepunkt gibt es auf „Who Are We?“, dem Debüt des Quintetts Al-Qasar, aber die acht Songs auf insgesamt knapp 45 Minuten Spieldauer kommen dringlich und rasant daher. Schon das zweiminütige Intro atmet latente Unruhe: In dichte Gitarrenwände fährt der quecksilbrige Sound einer elektrischen Saz. Perkussion im Stereo-Wechseleffekt und erneutes Gitarrenfeedback eröffnen „Awal“, das zweite Stück.
Als „Arabian Fuzz“ umreißt die Band, was sie da macht, und trifft es damit ganz gut. Al-Qasar sind von dem Saz-Spieler, Gitarristen und Keyboarder Thomas Attar Bellier in Barbès, einem migrantisch geprägten Stadtviertel von Paris, gegründet worden. Das Kollektiv spielt keinen Multikultikitsch, ihr Ding ist psychedelische Protestmusik unterschiedlichster Provenienz. Al-Qasar kommen aus Frankreich, Marokko, Algerien, Ägypten und den USA. „Who Are We?“ lässt jedes Flugblatt alt aussehen.
TAZ, Kultur, Musik, 4.12.2022