Ein Mann ist einer schönen, jungen Frau begegnet, er trifft mit ihr ein Arrangement. Er wird sie dafür bezahlen, sich mit ihm in einem Zimmer einzuschließen, in einem Hotel am Meer; sie wird ihm völlig zur Verfügung stehen und ihm zu Willen sein.
Er will den Körper der Frau kennenlernen, die Frau schlechthin erfahren, das ihm völlig fremde Wesen, den Teil von sich, der außer ihm ist. Was im Folgenden geschieht, beschreibt Marguerite Duras wie eine Mischung aus Versuchsanordnung und Ritual. Trotz dieser Distanz, in der sie ihre Figuren hält, teilt sich ein intensiver Prozess voller Spannung und Reibung mit, in dem sich die Rollenteilung zwischen Mann als Subjekt und Frau als Objekt in ihr Gegenteil verkehrt.
„Die Krankheit Tod“ Von Marguerite Duras
Mit Bruno Ganz und Elisabeth Trissenaar.
Aus dem Französischen von Peter Handke
Regie: Heinz Hostnig
WDR/NDR/SR 1985
Marguerite Duras (1914–1996) wuchs in Vietnam auf und kam 1932, im Alter von siebzehn Jahren, nach Paris, um Jura und Politikwissenschaft zu studieren. 1940 schloss sie sich der Résistance an, 1944 Eintritt in die KPF, aus der sie 1950 wieder ausgeschlossen wurde. Zahlreiche Theaterstücke, Drehbücher und Romane. Weltberühmt wurde sie durch den Film „Hiroshima mon amour“, zu dem sie das Drehbuch schrieb. Für ihren autobiographischen Roman „Der Liebhaber“ wurde sie 1984 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet.
© HR 2, Hörspiel, 16.2.2020