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„Ich bin auch nur ein Arschloch.“Ein Aufruf zum Umdenken von Milo Rau

Feature von Monika Kalcsics. Ein Tribunal im Dschungel, ein Völkermordradio auf der Bühne, eine Partei zur Einführung des Ausländerstimmrechts. In den Aktionen und Performances des Schweizer Autors und Regisseurs Milo Rau verschränken sich Bühne und Realität.

In seinen Werken verhandelt er die Moral hinter der Politik. „Zynischer Humanismus“ nennt er die eurozentrische Betroffenheitskultur, denn das Schreckliche sei ja, dass es kein Anderes mehr gebe. „Es gibt nur noch das multiplizierte Eigene, es gibt nur einen einzigen planetaren Innenraum, im Realen genauso wie im Imaginären“. Er fordert daher einen „globalen Realismus“, denn die aktuellen Künste hätten nicht einmal den Ansatz einer Sprache für dieses Endspiel des Humanen gefunden.

2007 gründete Milo Rau die Theater- und Filmproduktionsgesellschaft „International Institute of Political Murder“ (IIPM). Seine Produktionen stehen für eine dokumentarisch und ästhetisch verdichtete Form politischer Kunst. „Realtheater“ nannte der deutsche Filmemacher und Schriftsteller Alexander Kluge Milo Raus Ästhetik einmal. Seit 2007 hat das IIPM mehr als 50 Theaterinszenierungen, Filme, Bücher, Ausstellungen und Aktionen in mehr als 30 Ländern realisiert.

Seit Herbst 2018 ist Milo Rau Intendant des NTGent, des Stadttheaters in der belgischen Hafenstadt. Bei den Wiener Festwochen 2023 gastiert Milo Rau mit dem Stück „Antigone im Amazonas“. Mit Juli 2023 übernimmt er die künstlerische Leitung des Festivals.



© Ö1, Tonspuren, 7.5.2023

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