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Joe Sachse Solo Album „Die Kleine Freiheit“: Was die Gitarre gelernt hat

Es ist einleuchtend, dass es bei „Don Quijote“ zuweilen ein bisschen andalusisch klingt. Das Album aber wurde in Darmstadt aufgenommen, trägt den schönen Titel „Die Kleine Freiheit“, verweist damit auf Erich Kästner und damit eine der literarischen Vorlieben des gebildeten Gitarristen Helmut „Joe“ Sachse. Von Hans-Jürgen Linke.

„Die Kleine Freiheit“ ist ein lupenreines Solo-Album. Man hört nur Sachse selbst und seine Gitarre, keine elektronischen Tricks und Effekte, keine Overdubs. Alle perkussiven Effekte werden durch Klopfen auf dem Gitarrenkorpus oder vielleicht auch mal dem Gitarrenkoffer erzeugt. Und alles, was eigentlich klingt, als sei es unmöglich, so etwas live und mit ungepimptem Instrument zu spielen ist, ist eben doch so spielbar.



Helmut Sachse hat einfach früh und gründlich gelernt, sich mit dem Unmöglichen zu befassen und es möglich zu machen. Wer in den späten Sechzigern in der DDR eine elektrische Gitarre und einen basalen Röhrenverstärker hatte, aber keinerlei sonstige Effektgeräte, und wer dann trotzdem spielen wollte wie Jimi Hendrix oder John McLaughlin, der musste sich einiges einfallen lassen. So hat er früh begonnen, sehr eigene Spieltechniken zu entwickeln und leicht erreichbare Hilfsmittel klanglich produktiv einzusetzen. Er hat das solo, in etlichen Bands (die heute zu den verblichenen Klassikern des freigeistigen Jazz in der DDR zählen), in Duo-Aufnahmen mit dem ebenfalls ehemaligen DDR-Gitarristen Uwe Kropinski oder dem Quartett „Doppelmoppel“ mit Kropinski und den Posaune spielenden Bauer-Brüdern Konrad und Johannes aus Halle an der Saale getan.




© Frankfurter Rundschau, Kultur, 12.10.2021


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