Maya Homburger, Barry Guy, Lucas Niggli: Acanthis – Über Jägerzäune springen

Acanthis: Violinistin Maya Homburger, Kontrabassist Barry Guy und Perkussionist Lucas Niggli arbeiten am klingenden Detail. Von Hans-Jürgen Linke.

Auf dem Markt gibt es so etwas wie Musik nicht wirklich. Die Wirklichkeit des Marktes unterscheidet zwischen Alter und Neuer Musik, zwischen Jazz, Pop, Rock, Ethno und so fort, und jede Sparte hat ihre Untersparten, nach denen sich Hörer und Hörerinnen, Kritiker und Kritikerinnen vergleichsweise brav richten. Nur einige Musikerinnen und Musiker nicht, obwohl sie, nach den Marktregeln, am ehesten unter dem Label „Avantgarde“ subsumiert werden müssten. Sie wollen einfach Musik schreiben und spielen.
Moment: „einfach“? Einfach mal so über die Jägerzäune in die Nachbargärten springen? Aber ja.

Maya Homburger, Violinistin, ist eine der bedeutenden europäischen Vertreterinnen der so genannten Alten Musik („Barockgeigerinnen“) und einer historisch informierten Aufführungspraxis. Barry Guy, Kontrabassist und Komponist, ist unter den Jazz- und Avantgarde-Musikern der Gegenwart eine herausragende Persönlichkeit, Gründer und Leiter des London Jazz Composers’ Orchestra, Musiker und Initiator in vielen kleineren und größeren improvisierenden Formationen, zugleich ein profilierter Musiker der Alten Musik, etwa in Hogwood’s Academy of Ancient Music oder im London Bach Orchestra. Und bei der London Sinfonietta spielt er Neue Musik. Ähnlich spartenübergreifend und jägerzaunverachtend agiert seit je auch der Schweizer Perkussionist Lucas Niggli, der Dritte im Bunde dieses Trios, in dem also mehr als drei Einflüsse zusammenfließen.



© Frankfurter Rundschau, Kultur, 1.2.2023



ECM50 | 1997 Maya Homburger and Barry Guy from ijb on Vimeo.

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