Wir hören unerhörte Klänge aus Indien, die mich ziemlich umgehauen haben und Jazzklänge, von 2 Gruppen mit jeweils einer Trompete als Leader. Das neue Jahr fängt vielversprechend an.

AKMEE – Sacrum Profanum / Nakama Records
Akmee ist ein gemeinschaftliches Quartett, das Musik spielt, die von den unbekannten Dingen des Universums und des Geistes inspiriert ist, genauer gesagt von der Musikgeschichte: Free Jazz, zeitgenössische klassische Musik und Psalmen aus Südnorwegen.
Sacrum Profanum ist der Nachfolger von Akmee’s erstem Album Neptun (2018) und erscheint als CD, LP und digitaler Download. Alle Mitglieder der Band trugen mit Kompositionen zu dieser Aufnahmesession bei, die in der Tøyen Kirke stattfand, einer Kirche in Oslo, die auch dafür bekannt ist, Menschen in schwierigen Situationen, die eine religiöse/spirituelle Verbindung brauchen, einen Treffpunkt und Essen zu bieten. Das Quartett wurde von den Gerüchten über einen gut klingenden Flügel in einem hölzernen Kirchenraum und der Neugierde, in einer anderen akustischen Situation zu spielen, dorthin gelockt.

Das Quartett wurde 2013 von dem Schlagzeuger Andreas Wildhagen, bekannt von Paal Nilssen-Loves Large Unit und den Gruppen Nakama, Mopti, Momentum und Lana Trio, und dem Pianisten Kjetil Jerve gegründet, der auch im Lana Trio und in anderen Gruppen wie Orter Eparg (wiederum mit Wildhagen) und Baker Hansen spielt. Zu Akmee gehören der Trompeter Erik Kimestad Pedersen, der in den letzten Projekten mit dem dänischen Pianisten Jeppe Zeeberg zusammengearbeitet hat, und der Bassist Erlend Albertsen, der in einer anderen Gruppe des Nakama-Kollektivs, Filosofer, spielt.
Obwohl Akmees Klangwelt schwebend und abstrakt erscheinen kann, beinhaltet die Musik oft einen melodischen und rhythmischen Kontrapunkt als Ausgangspunkt, der in der Improvisation ausgedehnt wird. Diese Eigenschaften führen zu einem Klang, der gleichzeitig technisch, emotional und spirituell ist, je nach Engagement und Persönlichkeit des Zuhörers und der individuellen und kollektiven Kreativität der Interpreten in dem jeweiligen Moment. Die Mitglieder haben eine starke Verbindung zueinander und entdecken musikalisch viel, aber die Band hat kein kommerzielles Potenzial oder Wert. Freiheit! Sie sind herzlich eingeladen, zuzuhören, zu einem Konzert zu kommen oder sich zu verpissen – ganz wie Sie wollen! Das Quartett wünscht Ihnen auf jeden Fall alles Gute. © Text: Label

Emil Strandberg – Tonpoem 2021-2022 / Haphazard Music
Die Grundlage dieser Musik ist die Ensemble-Improvisation: Ausgehend von einem vorgegebenen musikalischen Material gilt es, Noten im Takt und in Beziehung zu den Mitspielern zu setzen – ein Austausch von tonalen und rhythmischen Ideen, der im Handumdrehen variiert wird. Was also ist die Bedeutung der Tongedichte (Tonpoem)? Die Verbindung zwischen dieser Musik und der Poesie ist vor allem ein Interesse an der Form – an der Komposition im weitesten Sinne: ein funktionierendes Ganzes ohne unnötige Teile zu schaffen.
— Emil Strandberg

Der Trompeter Emil Strandberg hat immer die Improvisation in den Vordergrund gestellt und hat im Laufe der Jahre mit folgenden Musikern gespielt: Umlaut Big Band, Michael Zerang, Viktor Skokic Sextet, Paal Nilssen- Love, Joakim Milder, Oskar Schönning, Sten Sandell, Seval, John Russell, Georg Riedel, Philipp Wachsmann, Fire! Orchestra (in der Originalbesetzung) und viele, viele mehr. © Text: Label

Otto Sidharta – Kajang / Sub Rosa
Otto Sidharta wurde am 6. November 1955 in Bandung, Indonesien, geboren. Ende der 1970er Jahre studierte er zunächst in Jakarta unter der Leitung von Slamet Abdul Sjukur, später am Sweelinck Conservatorium in Holland. 2015 absolvierte er sein Doktoratsstudium am Institute Seni Indonesia Surakarta und schloss es 2016 ab. Jahrelang fühlte er sich als Komponist isoliert, nicht nur, weil er in Indonesien lebte, sondern auch, weil die Art seiner Musik außerhalb des Mainstreams der elektronischen Komposition lag. Bis 2019 unterrichtete er viele Jahre lang an den Musikabteilungen mehrerer indonesischer Universitäten. Er leitete auch über fünf Jahre lang ein indonesisches Symphonieorchester und organisierte unter anderem eine Tournee durch Japan.

Bisher unveröffentlichte Musik von Otto Sidharta, einem Pionier der indonesischen elektronischen Musik. Inspiriert von den vielfältigen Stilen der traditionellen Musik Indonesiens, die er zu bewahren versucht, drücken die vier Stücke auf Kajang eine Kontemplation des Selbst aus. Otto Sidharta liebt es, überall in Indonesien zu reisen, um fast alle Töne und Harmonien der Umgebung zu sammeln, die er als endlose Quelle für Kompositionen nutzen kann. Er ist auch tief inspiriert von Indonesiens vielfältigen Stilen traditioneller Musik, die er zu bewahren versucht, da in einigen abgelegenen Gegenden die eigene Tradition sehr stark gepflegt wird.
Was Sidharta wirklich interessiert, ist, dass die Musiker nicht mit anderen Arten von Musik interagieren, wie in den tief gelegenen Dörfern, wo man Klänge findet, die sich sehr natürlich“ anfühlen. Das Ergebnis sind Werke, die Sidhartas persönlichen Eindruck von ihrer Musik zum Ausdruck bringen: „Ich benutze einfach mein eigenes Gefühl, ohne Berechnung“, ohne das Motiv oder den Stil der Stämme zu verwenden. Kajang ist der Name eines Stammes, der im Süden von Sulawesi lebt, einer riesigen Insel im Osten Indonesiens, einer geschlossenen Gemeinschaft, die Sidharta zweimal besuchte: „Sie haben ihre Kommunikation mit der Außenwelt abgeschnitten. Sie leben sehr traditionell und versuchen, jede neue kulturelle Entwicklung zu vermeiden, die ihre Lebensweise beeinträchtigen könnte. © Text: Label
Sidhartas vorheriges Album sammelte frühe Stücke unter dem Titel Indonesian Electronic Music 1979-92, erschienen 2017 bei Sub Rosa. Kajang versammelt ein Quartett von Kompositionen aus den Jahren 2015 bis 2020. © Text: Label
Vier Freunde kommen aus ganz Norwegen zusammen um Jazzmusik zu spielen. Jeder hat seinen Teil zu den Kompositionen beigetragen und das ist eine intelligente und offene Mischung aus notierter Musik und Improvisation. Auch wenn es mitunter recht abstrakt klingt, ist ihre Musik doch eher lyrisch und melodisch, ohne ausufernd zu werden. Mir gefällt besonders das lyrische Spiel von Trompeter Erik Kimestad Pedersen, der einen ganz eigenen Ton besitzt. Überhaupt haben Ihre Kompositionen einen eigenen Charme, der mir ausgesprochen gut gefällt.
Mehr der Jazztradition verhaftet ist die Musik des schwedischen Trompeters Emil Strandberg. Was aber nicht abwertend gemeint sein soll. Seine musikalischen Vorstellungen unterscheiden sich nur gänzlich von der Musik von Akmee. Auch wenn improvisiert wird, geht es hier ganz anders auf. Spannend ist auch die Art, wie die Brüder Agnas an Gitarre und Cello im musikalischen Kontext mitklingen. Aber vor allem ist es eine sehr poetische Musik geworden, die mit vielen Farben zu überzeugen vermag.
Die Musik von Otto Sidharta war für mich die größte Überraschung. Das ist eine so komplett anders klingende elektronische Musik, die mich noch immer fasziniert. Da ist ein stetiges Flirren oder Zirpen. Es gibt ein sehr aufschlussreiches Interview auf 15questions. Das ist wirklich eine komplett eigene Musikwelt, die euch da erwartet. Höchst spannend und lohnenswert!