Der große, jahrzehntelang unbekannte Sänger Sixto Rodriguez ist gestorben. So unglaublich seine Lebensgeschichte war, so unglaublich war auch ihr Happy End. Ein Nachruf von Thomas Gruß.
Am 3. August 2013 betrat Sixto Rodriguez gestützt von seinen Töchtern die Bühne des Music & Arts Festivals in Stockholm und wurde von tosendem Applaus empfangen. Neben Stars wie Prince, Regina Spektor und Billy Bragg war der damals 71-jährige Musiker einer der Headliner des dreitägigen Festivals, und bereits diese vermeintlich banale Tatsache erscheint einem im Rückblick wie ein Wunder. Rodriguez mochte immer dorthin gehört haben, auf die große Bühne. Doch jahrzehntelang war dem US-Amerikaner dies verwehrt geblieben, zumindest außerhalb der wie zufällig wirkenden drei Länder, in denen seine Musik zwischenzeitlich Erfolg gehabt hatte, mitunter ohne dass er selbst viel davon erfuhr: Australien, Neuseeland und vor allem Südafrika.
Alles geändert hat dann der Dokumentarfilm Searching for Sugar Man, der im Jahr 2012 als Eröffnungsfilm auf dem Sundance-Festival gelaufen, bald weltweit in die Kinos kam und im Frühjahr 2013 schließlich mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Plötzlich kannten alle die Lebensgeschichte dieses lange übersehenen, überhörten Musikers, plötzlich kannten alle seine Lieder, plötzlich wollten ihn alle sehen und hören.
© Zeit Online, Kultur, 10.8.2023