Unter Strom mit den Beats und den Loops der Technokultur. Eine Erinnerung an die Ursprünge technischer Musik mit Mika Vainio & Ilpo Väisänen und akustische Karambolagen aus Frankreich mit Jérôme Noetinger und Lionel Marchetti.
Stromlinie Reloaded [6]
Mika Vainio & Ilpo Väisänen
Mit Pan Sonic wurde die Technomusik erwachsen. Als Techno in den Neunzigerjahren zur wichtigsten Projektionsfläche der popkulturellen Elektronik wurde, waren sie es, die das Genre als Teil der langen Geschichte der elektronischen Musik begriffen. In ihren letzten Veröffentlichungen ist folgerichtig nichts von den Beats und den Loops der Technokultur geblieben. Mit ihren fahrigen Gesten und im Detail durchgestalteten Klängen erinnern ihre Stücke heute vielmehr an die Ursprünge der elektronischen Musik. Einen wichtigen Impuls erhielt ihre Arbeit zuletzt durch den finnischen Elektropionier Erkki Kurenniemi, der schon in den Sechzigerjahren kuriose, vom Spieltrieb geprägte Instrumente erfand.
Komponist | Titel | Interpreten |
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Panasonic | vakio (1999) | Mika Vainio & Ilpo Väisänen |
Mika Vainio | Kajo (2000) | Mika Vainio & Ilpo Väisänen |
Pan Sonic | Aaltopiiri (2001) | Mika Vainio & Ilpo Väisänen |
Pan Sonic | plays Kurenniemi (2002) | Live-Elektronische Improvisation Carl Michael von Hauswolff, Erkki Kurenniemi, Mika Vainio & Ilpo Väisänen |
Jérôme Noetinger / Lionel Marchetti
So recht zu fassen bekommt man die beiden französischen Musiker nicht. Mal zeigen sich Lionel Marchetti und Jérôme Noetinger von ihrer gediegenen Seite. Dann erneuern sie die angestaubte Tradition der Musique concrète mit ih-rem „cinéma pour l’oreille“, einem „Kino für die Ohren“, für das sie plastische, fassliche Klangerzählungen drehen und Werke mit Altmeistern wie Michel Chion realisieren. Dann wieder präsentieren die beiden französischen Musiker ihre wilde, zügellose Seite. In wüsten akustischen Karambolagen werden Alltagsgegenstände und urzuständliche Electronica aufeinander losgelassen. Bei alledem sind Marchetti und Noetinger kein fest verdrahtetes Duo, sondern zwei Musiker, die eine ähnliche Vorstellung davon haben, was Musik kann und sein soll.
Komponist | Titel | Interpreten |
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Sophie Agnel, Lionel Marchetti & Jérôme Noetinger | Matin: rouge gris bruit (2001) | Sophie Agnel – Violine, Lionel Marchetti & Jérôme Noetinger – Elektronik |
Jérôme Noetinger / Lionel Marchetti | Mort aux vaches (2000) | Live-elektronische Improvisation Lionel Marchetti & Jérôme Noetinger – Elektronik |
Lionel Marchetti | Train de nuit (Noord 3-683) (1999-2000) | Musique concrète |
Lionel Marchetti, Jérôme Noetinger & Voice Crack | prelude aus Double_Wash (1999) | Live-elektronische Improvisation Andy Guhl & Norbert Möslang – Geknackte Alltagselektronik, Lionel Marchetti & Jérôme Noetinger – Mikrofone, Lautsprecher, Elektronik |
Jérôme Noetinger | Gloire à (1991) | Musique concrète |
Michel Chion, Lionel Marchetti & Jérôme Noetinger | Les 120 jours: Tous en piste (1997/98) | Musique concrète |
Lionel Marchetti, Jérôme Noetinger & Mathieu Werchowski | Improvisation (1998) | Mathieu Werchowski – Violine, Lionel Marchetti & Jérôme Noetinger – Elektronik |
© WDR 3, Studio elektronische Musik, Open Sounds, 14.11.2020