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Studio Neue Musik: „Nine Eleven“ Musik von u.a. Steve Reich, John Adams, Michael Gordon.

9. September 2001. Zwei Flugzeuge rauschen ins New Yorker World Trade Center, das vor den Augen der Welt einstürzt. Tausende Menschen verlieren ihr Leben. Echos dieses traumatischen Tages hallen seither auch durch die Musikwelt.

Für Steve Reich war „9/11“ kein mediales Ereignis. Stundenlang bangte er um das Leben seiner Familie, die sich in der Nähe des Unglücksortes aufhielt. Jahre später verarbeitet er diese Stunden in WTC 9/11. Aufnahmen von Flugüberwachungspersonal, Feuerwehrleuten und verzweifelten Nachbarn erinnern daran, wie real diese unbegreifliche Tragödie war.
Angesichts der Tragödie erschien es John Adams fast zynisch, Musik zu schreiben. Dafür baute er mit den Namen und Stimmen der Opfer in On the Transmigration of Souls zum ersten Jahrestag eine Art klingenden Gedenkort. John Corigliano sah sich zu einer Verarbeitung erst zehn Jahre später in der Lage. Die zeitliche Distanz öffnete ihm die ernüchternde Perspektive, dass das Ereignis doch nur Teil einer von Gewaltexzessen geprägten Menschheitsgeschichte ist. In Peter Eötvös‘ Oratorium Halleluja wiederum steht 9/11 für eine Katastrophe biblischer Dimension – die mit der TV-Fernbedienung aus dem Bewusstsein geknipst wird.



Steve Reich:
WTC 9/11 für Streichquartett und Tonband; Kronos Quartet
Michael Gordon:
The Sad Park für Streichquartett, Audio Playback und Tonband; Kronos Quartet
John Adams:
On the Transmigration of Souls für Orchester, Chor, Kinderchor und Tonband; New York Philharmonic and Chorus, Leitung: Lorin Maazel
John Corigliano:
One Sweet Morning für Orchester; New York Philharmonic, Leitung: Alan Gilbert
Peter Eötvös:
Halleluja für Mezzosopran, Tenor, Sprecher, Chor und Orchester; WDR Rundfunkchor; WDR Sinfonieorchester, Leitung: Peter Eötvös

© WDR 3, Studio Neue Musik, 19.9.2021

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