Musiktipps

Sven Helbig im Interview: „Die Tür ist offen“

Die Balance zwischen Kunst und Kommerz bietet viele Möglichkeiten, findet der Musiker und Komponist Sven Helbig. Selbst bei Scooter entdeckt er ein bisschen Schumann. Von Jürgen Zimmer.

Mögen Sie Neoklassik? Die einen erkennen in den sanft hingetupften Piano-Akkorden und zart schmelzenden Streichern ein musikalisches Beruhigungsmittel, andere feiern dagegen das Ausloten neuer Möglichkeiten.

Sven Helbig hat alle Vorwürfe und Lobpreisungen schon gehört: 1996 gründete er mit Markus Rindt die Dresdner Sinfoniker, ein auf zeitgenössische Musik spezialisiertes Orchester. Als Komponist schreibt der 53-Jährige eigene Orchester- und Chorwerke, als Arrangeur erweitert er die Musik von Rammstein ebenso wie die der Pet Shop Boys, mit denen er zur 800-Jahr-Feier Dresdens eine „Hochhaussinfonie“ inszenierte. Und obendrein hat Helbig beim Berliner Radio Eins auch noch eine eigene Sendung, Schöne Töne, mit Musik zwischen Electronica, Ambient und Klassik. Während unseres Gesprächs sitzt er allerdings sehr entspannt in der Lobby eines Hotels am Hamburger Steindamm. Dass Helbig gerade erst von einer Corona-Erkrankung genesen ist, sieht man ihm nicht an.



der Freitag: Herr Helbig, die Zielgruppe der Dresdner Sinfoniker haben Sie in einem Interview mal so beschrieben: „Die wollen nicht, dass man etwas völlig demontiert wie bei den Donaueschinger Musiktagen, die wollen aber auch nicht Honig um den Bart geschmiert bekommen.“ Was sie wollten, sei ein gutes Gefühl. Orientieren Sie sich daran auch, wenn es um Ihre eigenen Arbeiten geht?

Sven Helbig: Es gibt da eine breite Straße, auf der ich sehr gerne unterwegs bin, das ist die Johann-Sebastian-Bach-Straße. Das ist große Kunst, die sich aber auch der Gemeinde erschließen muss, egal ob Matthäus-Passion oder Kantate. Auch heute noch gibt es zwischen Kunst und Kommerz viele Möglichkeiten, und zwischen denen suche ich mir meinen Weg. Als Komponist möchte ich mich den Menschen mitteilen, das ist meine Art der Kommunikation.



© derFreitag, 06/2022


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert