Medientipps

Das Zeitalter des „sapphischen Pop“: Frauen, die einfach Spaß haben möchten. Von Klaus Walter.

Neue Musik, neue Wörter, neue Gesetze? Das Zeitalter des „sapphischen Pop“ könnte angebrochen sein. Um das Reden über etwas so Profanes wie Pop zu nobilitieren, kann es helfen, einen Philosophen zu zitieren, der bald zweieinhalbtausend Jahre nicht mehr lebt.

„Nirgends wird an den Gesetzen der Musik gerüttelt, ohne dass auch die höchsten Gesetze des Staates ins Wanken geraten“, behauptet Platon in einem seiner Evergreens. Sollte das stimmen, müsste in den Vereinigten Staaten von Amerika gerade einiges ins Wanken geraten. Dort ist nämlich das goldene Zeitalter des sapphischen Pop angebrochen, benannt nach der Lyrikerin Sappho, deren Name schon zu Platons Zeiten für lesbisches Begehren stand.



Ausgerufen wurde die sapphische Ära von James Factora. Anders als James Bond, James Brown oder James Last bevorzugt James Factora die Pronomen They und Them, weil diese aber noch keine adäquate Entsprechung im Deutschen haben, behandeln wir Factora in diesem Text als AutorIN. Und wo wir schon bei den Defiziten unserer Mutter(?)sprache sind: „Welcome to the Golden Age of Sapphic Pop Horniness!“ Der Titel von Factoras Essay im New Yorker Online-Magazin „Them“ klingt auf Englisch eindeutig besser als auf Deutsch. Das gilt dito für die unübersetzbaren neuen Wörter, die uns Sapphic Pop beschert: Celesbians! Gaymous! Femininomenon! Neue Musik, neue Wörter, neue Gesetze?



© Frankfurter Rundschau, Kultur, 12.8.2024

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert