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derFreitag: „Lass uns knutschen, zu Phil Collins im Club-Remix“ Von Konstantin Nowotny.

Tina Turner, Rod Stewart, Boney M.: Im Radio laufen aktuell etliche Dance-Remixe von Klassikern. Ist das blasphemisch, geschmacklos, unkreativ? Nö, meint unser Musikkolumnist

Genau wie sich ein Kochkolumnist ab und zu mit der Currywurst beschäftigen sollte, muss ein Musikkolumnist hin und wieder Radio hören. Und ich meine nicht das ausgefeilte Radio mit erlesenen B-Seiten, tiefgründigen Interviews und langen Features – ich meine das brutal-jugendliche Popradio, moderiert von verdächtig gut gelaunten Menschen mit einer Hot-Rotation, die sich mindestens alle zwei Stunden fast vollständig wiederholt.

Ohne diese Kanäle hätte ich nie erfahren, dass Heidi Klum einen Song mit Snoop Dogg aufgenommen hat (Chai Tea With Heidi – ich denke mir das nicht aus!) und dass dieser Song auch noch Rod Stewarts Refrain aus Baby Jane beinhaltet. „Muss man wissen“, sagt ein Freund von mir gern über Informationen, die einen eher blöder als schlauer machen.

Klingt schlimm, finden Sie? Sie sind nicht allein: Gleich aus mehrfacher Erfahrung kann ich bestätigen, dass die Moderator*innen im Formatradio ihre Playlists in der Regel selbst kaum ertragen, aber die musikalische Marktforschung hat ermittelt, wo die Leute dranbleiben und wo sie abschalten, und sie scheint ein neues altes Erfolgsrezept entdeckt zu haben: Oldies.



© derFreitag, Kultur, Musik, 03/2022

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