„Can and Me“, eine Dokumentation über den Keyboardpionier und Can-Musiker Irmin Schmidt, wird zum Start des Festivals CTM in Berlin gezeigt. Von Julian Weber.
„Stille ist eine Metapher. Absolute Stille gibt es nicht“, erklärt Irmin Schmidt. Als seine brüchige Stimme zu hören ist, merkt man sofort, wie sich der Keyboarder der Band Can gedanklich vorwärts tastet: weltumarmend, nie borniert. Geräusche seien für ihn prägender gewesen als Musik, wobei Stille das wichtigste Geräusch überhaupt sei.
Die Bildebene bietet dazu Gräser an, die im Wind rauschen, und knirschende Schuhe auf Kies. Wir befinden uns in Schmidts Wahlheimat, nahe Luberon in der französischen Provence. Als Komponist genießt er trotz zahlreicher Aufträge für Film, zeitgenössische Musik und Oper nicht die gleiche Bekanntheit wie als Teil der Band Can.
Die Band half dabei, den Ruf von Krautrock im Ausland zu etablieren, obwohl sie sich selbst nie so recht diesem Genre zugehörig fühlten. Inzwischen ist Schmidt als einziger der vier Gründungsmitglieder noch am Leben. Zeit, sich zu erinnern.
Geschlossene Augen bei „Mother Sky“
Und der Dokfilm „Can and Me“ beginnt mit der TV-Übertragung eines Konzerts 1970. Can spielen den Song „Mother Sky“. Zuschauer:Innen mit geschlossenen Augen sind zu sehen, viele entrückte Blicke. Wie cool Can (mit wechselnden Sängern) Groove und Melodie von Beginn an geführt haben und zugleich locker über das Rockistische hinweg improvisierten, machte sie 1969 berühmt.
© TAZ, Kultur, 27.1.2023