In Kirchenräumen befindet sich eine Orgel gewöhnlich hoch über den Köpfen der Zuhörenden. Sie ist unerreichbar fern und soll Klänge erzeugen, von denen zumindest manche unserer gläubigen Vorfahren annahmen, dass sie Spuren göttlichen Geistes enthalten.
Beim CTM-Festival gehen die Klangkünstler Phillip Sollmann, auch bekannt als DJ Efdemin, und Konrad Sprenger den umgekehrten Weg. Sie haben das Großinstrument in einzelne Pfeifen und Gruppen von Pfeifen zerlegt und in der großen Halle des Silent Green im Wedding ausgebreitet. Mal handelt es sich um die klassischen, silbern glänzenden Pfeifen in Rohrform.
Dann wieder blinkt das Metall in Kupfertönen und das Ende läuft in einen Trichter aus, ganz wie bei Trompeten und Posaunen. Andere sind aus Kunststoff gefertigt, etwa eine etwa neun Meter lange Pfeife, die waagerecht im Raum aufgebaut ist und tiefe Töne in einer Klangfülle erzeugt, die das Fleisch auf den Knochen vibrieren lässt. Wieder andere Pfeifen stecken in Keramikskulpturen, die an Flamingos erinnern.
© TAZ, Kultur, 24.1.2022