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Feature: Wie uns die Daten zerteilen Der unaufhaltsame Aufstieg der Überwachungs-Technologien Von Thomas Kernert

Überwachung ist heute kein Problem mehr, sondern eine auf unterschiedlichen Ebenen immer lückenloser funktionierende Machtform. Auf der staatlich-polizeilichen Ebene funktioniert sie repressiv: mit Scannern, Überwachungskameras oder biometrischen Erkennungsverfahren.

Im Privaten geben wir freimütig: Wir bezahlen mit unseren persönlichen Daten aus Handys, Kundenprofilen, Personalisierungsfiltern, Chatprotokollen, Browserhistorien, Logins, Check-Ins, Gesundheits-Apps sowie der immer beliebter werdenden Smart-Home-Technologie.

Was aber, wenn alle diese Daten einer Person zu einem einzigen Datensatz zusammengefasst werden? Ein Datensatz, der den gesamten Lebenskontext jedes Einzelnen bedarfsorientiert verfügbar machen würde? Jeder Einzelne würde dann als „zerteiltes und neu arrangiertes Objekt aus der Klasse der moralisch bedeutsamen Entitäten und dem Universum moralischer Verpflichtungen“ (Zygmunt Bauman) Schritt für Schritt, Klick für Klick ausgeschlossen werden.

So weit ist es bis dato noch nicht gekommen, aber die Tendenzen sind eindeutig und zwingen uns dazu, die Konsequenzen sowohl unserer erzwungenen als auch unserer freiwilligen Mitarbeit am „Dispositiv“ der Überwachung radikal zu überdenken. Sicherheit, Bequemlichkeit und Effizienz sind starke Argumente für den Ausbau von Big Data, die unbequeme Frage freilich bleibt: Wie verändert sich im digitalen Datenrausch die viel zitierte „Würde des Menschen“?

(c) Bayern 2, Nachtstudio, 9.6.2020

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