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Filmtipp: Li Ruijun „Return To Dust“ Das kleine Glück finden.

In China ist man als Außenseiter schlecht dran, das zeigt der Film von Li Ruijun schonungslos. Damit war der Film in China anfangs ein Erfolg, bevor er verboten wurde. Ein Film, der mich tief berührt hat.


Stilles Drama um zwei Außenseiter im ländlichen Nordwesten Chinas, die miteinander verkuppelt werden und miteinander fast so etwas wie das Glück finden.

Dem Bauern Ma (Wun Renlin) und seiner Frau Guiying (Hai Quing) sieht man sofort an, wie fremd sie sich sind. Der Hochzeitsfotograf versucht die beiden deshalb so zu drapieren, dass sich zumindest nach außen ein wenig Vertrautheit einstellt. Bereits davor war mitzuerleben, wie andere respektlos über die beiden Außenseiter verfügen.

„Return to Dust“ des chinesischen Regisseurs Li Ruijun beginnt mit einer arrangierten Ehe, bei der nur die pragmatischen Überlegungen der Verwandten wichtig sind, nicht die Gefühle der Vermählten. Denn in einem sind sich die Familien des Paares einig: Sowohl der schon etwas ältere, maulfaule Ma, als auch die durch Misshandlungen unfruchtbar und inkontinent gewordene Guiying sind gleichermaßen unvermittelbar. © Text: Michael Kienzl (Filmdienst)




Li Ruijuns „Return to Dust“ zeigt China als Obrigkeitsstaat ohne Herz für Außenseiter. Der Film, inzwischen verboten, hat davon umso mehr.

Am Anfang ist der Esel in diesem Film, er taucht in der ersten Einstellung auf, guckt durch das Loch in seinem Stall. Und bleibt dann präsent im weiteren Verlauf, geduldig oder abwartend, manchmal die Nase neugierig in einen Sack steckend, manchmal wird er angeraunzt – „Der frisst mir noch die Haare vom Kopf!“ -, und einmal darf er richtig losgaloppieren und einen Karren mit Getreide nach Hause bringen. 

Das zweite Wesen ist dann Bruder Vier, er mistet gerade den Stall des Esels aus, dann tritt er in den Hof, wo die Schneeflocken wirbeln. Er soll endlich ins Haus kommen, wo die Familie Rat hält, die Frauen gerade eine Heirat für ihn arangieren. Youtie Ma, das ist der Name von Bruder Vier, soll Guiying heiraten, dann wäre er endlich weg vom familiären Hof und würde sich eine eigene Existenz als Bauer einrichten. Die Braut Guiying ist auf dem Heiratsmarkt eine Art „Ausschussware“, sie gilt als zurückgeblieben, inkontinent und unfruchtbar.

Dieser grausame, zynische Deal ist der Beginn einer unglaublich zärtlichen Liebesgeschichte im Film „Return to Dust“ von Li Ruijun. © Text: Fritz Göttler (SZ)



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