Für Wolfgang Kohlhaase (1931 – 2022)

Nachrufe auf den Drehbauchatur und Regiesseur Wolfgang Kohlhasse von Filmregisseur Andreas Kleinert (Welt), Claus Löser (ZeitOnline) und Bert Rebhandl (FAZ).


„Ein heller Schatten des Ideals“ Von Bert Rebhandl

Er war wohl der wohl wichtigste Drehbuchautor der DDR: Ein Nachruf auf Wolfgang Kohlhaase, der am Mittwoch im Alter von 91 Jahren starb.

Wenn man das Wort „sawal“ in eine Suchmaschine eingibt, dann kommt man auf Eigen- und Firmennamen, aber auf die Bedeutung, die es in einer Erzählung von Wolfgang Kohlhaase hat, kommt man nicht. Dort heißt es nämlich „Leben“, verstanden wird es nur von zwei Menschen: einem niederländischen Physik-Studenten namens Straat in einem deutschen Lager 1944 und von einem Kapo, der sich von diesem jungen Mann Persisch beibringen lässt. Ein erfundenes Persisch, denn Straat hat von der Sprache keine Ahnung, er hat nur intuitiv eine Gelegenheit ergriffen, sich einem, der Macht über ihn hat, anzudienen, er hat eine Überlebenschance erfunden, die eigentlich vollkommen undenkbar ist. Es sei denn, jemand lässt sie sich einfallen, wie es mit der Erzählung „Die Erfindung einer Sprache“ eben der Fall war. Sie erschien 1977 in der DDR in einem Band unter dem Titel „Silvester mit Balzac“. 2019 wurde dann auch noch ein Film daraus: „Persischstunden“ von Vladimir Perelman.



© FAZ, Feuilleton, 6.10.2022


„Im Herzen hatte er einen Splitter Utopie“ Von Andreas Kleinert

Gerade war er noch hier. Jetzt ist er weg. Wenige Tage vor Wolfgang Kohlhaases Tod hat Andreas Kleinert ihn noch getroffen. Einen Film haben sie zusammen gedreht. Hier erzählt Kleinert, warum man sich als Regisseur bei den Drehbüchern des großen Humanisten immer ein bisschen schämte.

Am Freitag war Wolfgang Kohlhaase Gast auf der Preisverleihung der Defa-Stiftung, und am Sonntag saß er in Schloss Hardenberg auf dem Podium mit der einzigartigen Jutta Hoffmann, die eine Erzählung von ihm vortrug. Kommende Woche wollte ein kleines Filmteam ein Interview mit ihm drehen. Am Mittwochmorgen erfuhr ich, dass Wolfgang von uns gegangen ist, 91 Jahre alt.



© Die Welt, Kultur, Kino, 6.10.2022


„Das unberechenbare Leben selbst“ Von Claus Löser

Wolfgang Kohlhaase war weder politischer noch ästhetischer Rebell. Seine Drehbücher prägten sowohl Nachkriegs- als auch Nachwendekino mit Präzision und Geschliffenheit.



© ZeitOnline, Kultur, Film, 6.10.2022

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