Musiktipps

Lakecia Benjamin als John Coltranes virtuose Jazzerbin

Das neue Album der US-Saxofonistin, „Phoenix“ bringt druckvollen, engagierten Jazz. Von Ljubiša Tošic.

Geläufigkeit ist nicht alles, aber ohne Geläufigkeit ist alles nichts – zumindest im Rahmen gewisser Musikstile. Gemeint ist nicht ausschließlich die Wendigkeit der zehn Menschententakel. Auch die Reaktionsfähigkeit der Hirnwindungen muss – zumal im Jazz – mit der manuellen Befähigung verschmelzen, um den Sprint in Tönen mit Sinn zu erfüllen. Ansonsten wirkt Geläufigkeit leer und gedankenfrei.

Nehmen wir zum Beispiel das Stück Giant Steps: Auf dem gleichnamigen Album von 1960 raste der große Innovator und Saxofonist John Coltrane in seiner Komposition durch eine Harmonielandschaft, die halbtaktige Akkordwechsel forderte. Elegant war es und voller Sinn, was Coltrane da improvisierte.



Benjamin kann aber auch sanfte Balladen wie Rebirth, die stilistisch retrospektiv wirken. Benjamin leugnet also nicht nur keinesfalls, dass sie auf Schultern von Vorbildern unterwegs ist. Sie integriert sie auch respektvoll. Auf dem Stück Supernova hört man den kürzlich verstorbenen Saxofonisten Wayne Shorter philosophieren.

© Der Standard, Kultur, 17.3.2023

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