Open Sounds: Noise Music 2 + 3 mit Reinhold Friedl
Der zweite Teil unserer Sendereihe zur Noise Music ist der sich rasant verbreitenden Szene zu Anfang der Achtziger Jahre gewidmet. Alles frei nach dem Motto: DIY. Der letzte Teil unserer Sendereihe zu Noise Music diskutiert insbesondere die Spielarten des japanischen Noise: wie kam es, dass ausgerechnet in Fernost die britische Industrial-Provokation auf so fruchtbaren Boden fiel?
Die Verfügbarkeit von elektronischen Klangerzeugern und Studiotechnik ermöglichte ein neues Musikertum. Auch wer weder ein Instrument gelernt hatte, noch Noten lesen konnte war plötzlich in der Lage, selber Musik zu machen: Geräusche montieren, Rhythmusmaschinen auf ihre Belastbarkeit testen, Stimmcollagen. Punk und Industrial Music hatten alle zum fröhlichen Do-It-Yourself ermuntert.
In kürzester Zeit entstand eine Kassetten-Szene die ihre preiswerten, in Heimarbeit erstellten Tonträger mit Gleichgesinnten weltweit tauschten. Die Deutsche Post gewährte sogar einen verbilligten Sondertarif für den Versand. In Kinderzimmern und Hobbykellern entstanden radikale Noise Projekte, getragen nicht zuletzt von einer diffusen Oppositionshaltung.
Noise Music hat bis heute zwei völlig unterschiedliche Fangruppen: eine, die Noise als fundamentale Opposition gegen alles Geordnete auffasst – und eine, die an Lärm musikalisches Vergnügen findet.
Mit Musik von:
Napalm Death, Whitehouse, Velvet Underground, Faust, Liaisons Dangereuses, Laibach, Sonic Youth, Cabaret Voltaire, Asmus Tietchens, Bernhard Guenter, Consumer Electronics, Florian Hecker, Mika Vainio, The New Blockaders
Teil 2:
Japan hatte gerade erst die Jugendbewegung hinter sich und plötzlich schien alles möglich, insbesondere im Musikleben waren die Grenzen fließend. Brave Angestellte gründeten plötzlich Noise-Formationen wie CCCC, Hijokaidan oder die Incapacitants, die sich rasch den Ruf erarbeiteten, stilistisch am geschlossensten und radikalsten zu sein: die Speerspitze einer seltsamen Mischung aus Performance und weit über die Schmerzgrenze gehenden, lautstark abstrakten Geräuschmusik.
Ein japanischer Mythos war geboren und zog auch europäische Musiker an. Der Brite Russell Haswell kooperierte mit Merzbow (Masami Akita), aber auch mit Zbigniew Karkowski, der Mitte der 90er Jahre nach Tokio gezogen war. Kasper Toeplitz kehrte von einem längeren Japan-Aufenthalt, den er als braver Neue-Musik-Nachwuchskomponist angetreten hatte, als harscher Noise-Musiker zurück. Rasch differenzierte sich die japanische Noise Music aus: der Kurator und Promoter Tomoyuki Arai kritisierte bald die überhandnehmende Einfältigkeit und Hardrock-Mentalität, aber auch deren Verlust zugunsten einer neuen Noise-Bourgeoisie. Unterdessen sind die Noise-Klangbilder auch in der elektroakustischen Musik angekommen, wie das Beispiel Gilles Sivilotto zeigt.
Mit Musik von:
Group Ongaku, CCCC, Yoko Ono, Toshi Ichiyanagi, Incapacitants, Merzbow, John Dancun, Hijokaidan, Boredoms, Yamazaki Maso’s Masonna, Kasper Toeplitz, Russel Haswell, Zbigniew Karkowski.
Teil 3:
© WDR 3, Open Sounds, 17.4. 2021 / 1.5.2021
Prima, danke fürs hochladen!
Der WDR hat ja leider die Funktionaltität seines eigenen RadioRecorders eingestellt, mit dem Phonostar habe ich immer wieder meine Problem…..
Um so schöner, dass die Sendungen hier komplett vorliegen.
Das mache ich doch gerne 😉