Wir können mit den Necks anfangen, die ihre akustischen Netze spannen, in denen wir uns verfangen sollen. Die Geräusche des Netzes selbst kommen vom Langham Research Centre, mit Unterstützung von John Butcher. Duncan Pinhas & Yérri-Gaspar Hummel pulverisieren zum Schluß dieses imaginäre Netz auf das Beste.

Langham Research Centre and John Butcher – Six Hands At An Open Door / Persistence of Sound
Das Langham Research Centre arbeitet als Quartett, Trio oder Duo, um experimentelle Musik mit Mitteln und Ideen zu machen, die bis vor kurzem als veraltet, überflüssig und überholt galten. In dieser Aufnahme verwenden Iain Chambers und Robert Worby Kassettengeräte, Oszillatoren, Kurzwellenradios und verstärkte kleine Klänge, um mit John Butcher zu improvisieren. John Butcher ist bekannt als Saxofonist, der versucht, sich mit der Einzigartigkeit von Zeit und Ort auseinanderzusetzen. Seine Musik umfasst Improvisationen, eigene Kompositionen, mehrspurige Werke und Erkundungen mit Feedback und extremer Akustik.

Das Langham Research Centre führt seit vielen Jahren Werke von John Cage, Christian Wolff und anderen auf. In ihren eigenen Werken haben sie Ideen aus dieser experimentellen Tradition sowie aus der Musique Concrète und der europäischen elektronischen Musik der Nachkriegszeit entwickelt. Während der Proben verbringen sie oft Zeit mit Improvisationen, die von Gruppen wie AMM und MEV angeregt und gefördert werden.

John improvisiert schon seit Jahrzehnten, hat sich aber schon immer für elektronische Musik und die Werke der Komponisten der Nachkriegsmoderne interessiert. Im Zusammenhang mit dieser Veröffentlichung betrachtet er seine Performance als ähnlich wie das Spleißen von Tonbändern, sodass eine direkte taktile Verbindung zwischen der concrète/elektronischen Klangwelt und den unvergleichlichen akustischen Qualitäten des Saxofons hergestellt wird, wenn er spielt. Grenzenlos, ausladend und absolut einzigartig. © Text: Label

Duncan Pinhas & Yérri-Gaspar Hummel – Voyage initiatique / Studio LaBut
Duncan Pinhas (Gitarre) und Yérri-Gaspar Hummel (Saxophon) lernten sich im Umfeld des Komponisten La Monte Young kennen. Seitdem haben sie in ihrer Arbeit als Musiker und Komponisten an zahlreichen Projekten und Konzepten zusammengearbeitet.
Ihre Forschung wird in den musikalischen Farben eingesetzt: elektronisch, konkrete Musik und instrumental. Zwei Musiker, die an Improvisationsspiele gewöhnt sind. Zwei Persönlichkeiten, die sich mit ihren Einflüssen auseinandersetzen und diese in musikalischen Dialogen einfließen lassen.

Ein „neues Ensemble“, das schnell von einem Zustand zum anderen wechseln kann, ein explosives, fieberhaftes Duo. Eine Hymne auf die andächtige Atmosphäre, die eine Kirche durch ihren großen Nachhall entstehen kann. Die Improvisationen dieses Duos durchlaufen Spitzen, Attacken, sind Antwortgesänge, Solokriege, komplexe Umwege, aber immer hören sie, bei aller Spontaneität, auf den anderen, bleibt es ein Dialog. © Text: Label


The Necks -Travel / Northern Spy
Travel, das 19. Studioalbum des australischen Improvisationstrios The Necks, dokumentiert ihre jüngste Praxis, jeden Tag im Studio mit einer 20-minütigen Trio-Improvisation zu beginnen. Die Aufnahmen enthalten einige ihrer ekstatischsten und fesselndsten Musikstücke, die auf Band aufgenommen wurden.
Wie Bassist Lloyd Swanton es ausdrückt: „Es ist eine wirklich nette Gemeinschaftsaktivität, die uns jeden Tag zusammenbringt, und daraus ist einige schöne Musik entstanden.“ Obwohl die Band noch nie eine reine „Live“-Improvisation im Studio aufgenommen hat, fühlen sich diese Tracks (abgesehen von einigen leichten Overdubs und Nachbearbeitungen) ihren 30 Jahren gefeierter Live-Auftritte am nächsten an. © Text: Label
In die oft heiklen Disziplinen des Minimalismus, der Systemmusik und der freien Improvisation bringt dieses bemerkenswerte Trio einen befriedigenden Sinn für die Entwicklung einer langen Form… Asketisch in den Grundzügen, aber mit einer warmen Menschlichkeit, sind ihre Stücke gespickt mit kleinen Epiphanien auf dem Weg zu einem größeren Gefühl der emotionalen Fülle.
Richard Williams, The Guardian

Diese australische Gruppe, die sich als Klaviertrio tarnt, liefert Improvisationen, die sich mit solch geduldiger Schönheit bewegen, dass sie ein wenig in Trance versetzt. Selten vergeht eine Stunde so schnell – und lohnend.
Los Angeles Times
30 Jahre und 19 Veröffentlichungen, das ist schon beeindruckend und die The Necks sind mittlerweile zum Kult avanciert. Ihre neue Veröffentlichung „Travel“ kommt selbstverständlich auch als D-LP heraus, klar. Sie sind auf dem Titelbild von The Wire und werden natürlich auch mit einem großen Beitrag bedacht. Ich möchte den unzähligen Beiträgen und Lobgesängen über dieses Trio nichts mehr hinzufügen. Außer, dass ich die Hinwendung zu kürzeren Musiktiteln gut finde und dass ich die Musik des Langham Research Centre viel spannender finde, denn mittlerweile klingen die Necks doch sehr gefällig, auf einem hohen Niveau, aber… mir fehlt das Unwartbare , die Überraschung. Und das ist bei der Musik von Langham Research Centre gegeben. Mit ihrer illustren Schar an Klangerzeugern und anderen Geräten, erschaffen sie Klangräume, die geradezu voll von Überraschungen sind und da werden meine Ohren hellwach. Wie dazu John Butcher auf diese Mixturen und Klangflächen reagiert, wie er mit seinem Saxofon ebenfalls Geräusche produziert, sei es mit seinem Atem oder durch laute Klappengräusche, das ist schon fantastisch. Hier kommt ihm auch seine langjährige Erfahrung als Improvisator zugute. Das ist eine hoch spannende Musik! Kopfhörer sind empfohlen, aber Vorsicht vor hohen Tönen. Und spannend geht es mit Gitarre und Saxofon weiter. Duncan Pinhas & Yérri-Gaspar Hummel unternehmen zusammen eine Klangreise. Meine Leser werden sich sicher an das Projekt „félines“ erinnern, das ich 2022 hier vorgestellt habe. Ich mag die Art und Weise wie Yérri-Gaspar Hummel Musik entstehen lässt und wie er sie er weiterdenkt. Man muss sich nur seine Projekte anschauen und was er damit für eine Bandbreite hat. Das ist schon etwas besonders. Hier wird nicht nur mit 2 Instrumenten gearbeitet. Es wird gesampelt und gesungen, Fieldrecordings werden ebenfalls verwendet. Und jeder setzt natürlich seine elektronischen Effektgeräte und Software ein. Ja, es geht hier stellenweise sehr heftig zu, ich mag das, und dann schwelgen die beiden auch gern in ihren Klanglandschaften. Ein Anspiel Tipp wäre: Lava. Die beiden ergänzen sich in ihrer Spielfreude, Lust auf Experimentelles und der Neugier auf Neues sehr gut. Im Übrigen hat Duncan Pinhas einen berühmten Vater. Aber das könnt Ihr selber herausfinden. Musik für wache Ohren.