Peter Brötzmann hatte am 6.3.2023 seinen 82. Geburtstag und bläst, Verzeihung, er „brötzt“ immer noch. Das ist mehr als bewundernswert. Und dieser Konzertmitschnitt ist etwas Besonderes, in vielerlei Hinsicht.

Aufgenommen bei ADA in Peter Brötzmanns Heimatstadt Wuppertal als Teil seiner Konzerte zum 80. Geburtstag, bringt Naked Nudes zwei seiner ungewöhnlichsten Kollaborateure, Heather Leigh (Pedal Steel Guitar) und Fred Lonberg-Holm (Cello), für eine der elegischsten Veröffentlichungen in seiner Diskografie zusammen. Die Beziehungen zwischen den Spielern sind klanglich ungewöhnlich: schwermütig, schwermütig, fast barock bluesig oder sogar kammermusikalisch, die Qualität des Zusammenspiels ist subtil und natürlich, wie moderne Balladen.
Bei den Aufnahmen ist Peter mehr in den Vordergrund gerückt, und es ist erstaunlich, ihn nach fast zwei Jahren der Untätigkeit mit solcher Kraft spielen zu hören; dies ist eines der ersten Konzerte, die er spielte, als die Welt noch mitten in der Pandemie steckte. Man spürt das Gewicht des Augenblicks in diesen Aufnahmen und kann sich ein gefesseltes Publikum vorstellen, das im Bann dieser seltsamen Musik steht, die nie übertrieben, übereilt, hektisch oder aufdringlich wirkt. © Text: Trost Records

Es gibt nur wenige Spieler, die es mit seiner Energie aufnehmen können. Als er 80 Jahre alt wurde, holte er zwei seiner Lieblingskollegen ins Boot: die unvergleichliche Heather Leigh und Fred Lonberg-Holm.
Schon seit den letzten Veröffentlichungen, mit Peter Brötzmann, war eine gewisse Zurückhaltung in seinem Spiel zu bemerken. Und das ist auch hier bei dieser Veröffentlichung der Fall. Den Raum, den Brötzmann seinen Mitspielern lässt, tut der Musik sehr gut. Sie können sich besser entfalten und man hört es auch. Ja man kann, so glaube ich, von einer gewissen Bescheidenheit im Spiel von Peter Brötzmann sprechen. Gerade Heather Leigh an der Pedal-Steel, mit der er seit Jahren auf Tour ist, hat sich mittlerweile eine telepathische Verbindung aufgebaut, profitiert davon enorm. Fred Lonberg-Holm am Bass sorgt für den Kitt, der die beiden Solisten zusammenhält und in „Johnny Anaconda“, kann er mit seinem gestrichenen Bass brillieren.
Insgesamt ein elektrisierendes Set und ein lohnender Einstieg in die Welt von Peter Brötzmann, der hoffentlich noch lange brötzt!
Nachtrag: Ich konnte ein Konzert mit Peter Brötzmann und Heather Leigh besuchen und wollte dazu eine LP mitnehmen, um diese von Peter Brötzmann signieren zu lassen. Und so stand ich vor dem Stapel mit meinen Brötzmann Platten und ich entschied mich für seine „14 Love Poems“ von 1984. Vielleicht seine untypischste Platte, weil er diese solo im Studio aufgenommen hat und mit ganz herausragender Musik. Ich gab Peter Brötzmann also meine ausgewählte LP und er fand meine Entscheidung sehr gut.