Weshalb ein Schlagzeuger mit dem Gedanken spielt, Tramführer zu werden…

Engpässe im Musikerleben
Weshalb ein Schlagzeuger mit dem Gedanken spielt, Tramführer zu werden
 
Die Konjunktur meint es schlecht mit (Jazz-)Musikern.
Der CD-Markt ist eingebrochen. Die Gagen sinken.
Die Nachfrage nach Instrumentalunterricht geht zurück. Das führt vermehrt zu Existenzängsten.
 

Wer mit einem Schlagzeuger in einem Restaurant sitzt und aufs Essen wartet, spricht nicht unbedingt über Rhythmus. Einen renommierten Zürcher Jazzdrummer drängt es jedenfalls, über seine Existenz, über seine Existenzängste zu sprechen. «Ich frage mich, wie ich meine Rechnungen bezahlen soll», sagt der Vater zweier Kinder, schaut ins Glas, nimmt einen Schluck. «Vielleicht müsste ich den Beruf wechseln. Vielleicht könnte ich als Primarlehrer einsteigen? Oder als Tram-Chauffeur?» Lehrer, Chauffeur – ehrenwerte Berufe, gewiss. Aber Schlagzeugspielen: Ist das nicht eine Berufung, eine lebenslange Leidenschaft? «Ja sicher! Aber manchmal auch ein Leiden.»

Der Jazzmusiker steht vor dem Abschluss einer CD-Produktion. Dass er ein neues Album aufnehmen wollte, dafür gab es zwei Gründe: Ein professionell produzierter Tonträger sei unerlässlich, um sich bei Konzertveranstaltern zu empfehlen. Zum andern habe er seinen künstlerischen Weg dokumentieren wollen. Man wisse zwar, der CD-Markt sei zusammengebrochen. Er habe auch nie gehofft, durch CD-Verkäufe reich zu werden; er wäre zufrieden gewesen, wenn er die Ausgaben hätte decken können.

Die CD als Verlustgeschäft…

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© NZZ, von Ueli Bernays, 22.1.2016