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Automatisierte Entscheidungen „Wie künstliche Intelligenz unseren Alltag prägt – und wir es gar nicht merken“ Von Markus Metz

Wer wird Herrscher über die Welt – wir oder die Maschinen? Tatsächlich entscheiden zunehmend künstliche Intelligenzen in Form von Algorithmen über unser Leben. Und in den meisten Fällen wissen wir nicht einmal davon. Dieser Zündfunk Generator beschäftigt sich mit den Tücken des automatisierten Entscheidens.

In Tom Hillenbrands Science-Fiction-Thriller hängt alles von einer künstlichen Intelligenz ab. Die gute KI als letzte Hoffnung, die böse KI als Unterdrücker – zwischen diesen Polen oszillieren mediale Fiktionen wie auch reale Diskurse über künstliche Intelligenz.

Viel seltener geht es darum, wo und wie wir alle bereits heute mit KI zu tun haben – wenn wir Facebook, Spotify oder Google Maps nutzen, wenn wir uns für einen Job bewerben oder Sozialleistungen beantragen. Denn dabei überlassen wir es oft Algorithmen, Entscheidungen für uns zu treffen – freiwillig oder unfreiwillig. Sarah Spiekermann, Wirtschaftsinformatikerin an der Wirtschaftsuniversität Wien, spricht von „schmalen oder kleinen künstlichen Intelligenzen“: „Wenn zum Beispiel beim Arbeitsamt ein Algorithmus eingesetzt wird, der auf Basis vorheriger Anstellungsdaten ausrechnet, ob eine Person, ein Arbeitsloser förderungswürdig ist, wenn hier eine künstliche Intelligenz eingesetzt wird im Hintergrund, beeinflusst das unser Leben ja massiv. Mit anderen Worten: Wir befinden uns bereits jetzt in einer Phase des Ausrollens von kleineren künstlichen Intelligenzen, die unser Leben massiv beeinflussen.“


„Es ist derart verdammt früh, dass noch nicht einmal die Gassi-Geher unterwegs sind, um mit Fiffi den Frühschiss zu absolvieren. Meine Hände sind kalt. Ich umfasse den Becher und bitte die Amanuensis-Software um ein UNANPAI-Dossier.
Die United Nations Agency for the Non-Proliferation of Artificial Intelligence hat ihren Sitz im japanischen Sapporo. Ihr Budget beläuft sich auf 1,5 Milliarden Eurodollar. UNANPAI wurde in den Vierzigern gegründet, zu jener Zeit, als man das AEther-Projekt startete, den Bau eines hochentwickelten Computers auf Basis des menschlichen Gehirnmodells. AEther sollte die erste richtige KI werden, also Künstliche Intelligenz. Die Menschheit baute ihn aus einem einzigen Grund: Das Supergehirn sollte uns den Arsch retten. Der Klimawandel war zu diesem Zeitpunkt so weit fortgeschritten, dass die Katastrophe unabwendbar schien – falls, ja falls nicht ein Wunder geschähe. Falls nicht jemandem eine Lösung einfiel, die bisher noch keinem eingefallen war. Und dieser jemand sollte AEther sein. Sie sollte einen Ausweg errechnen.“

aus: Tom Hillenbrand: ‚Hologrammatica‘


© Bayern2, Zündfunk Generator, 28.11.2021

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