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Essay: „Von der Kunst zu heilen“ Auf der Suche nach wirklicher Gesundheit

Gesundheit ist ein wertvolles Gut. Gleich verteilt ist es im Blick auf die weltweite medizinische Versorgung nicht. Rund 80 Prozent der Menschen sind, so die Weltgesundheitsorganisation, auf traditionelle Medizin angewiesen. Von Priya Basil.

In einer Weltbank-Studie aus dem Jahr 2011 wurde geschätzt, dass in Kenia auf 950 Menschen ein Heiler kommt, aber nur ein Arzt auf 33.000 Kenianer. In Deutschland kamen im Jahr 2020 auf 1000 Einwohner 4,5 Ärzte. Die bloße Zugänglichkeit macht traditionelle Heiler zu einer praktikableren Option.

Obwohl die Mehrheit der Menschen in Afrika traditionelle Medizin nutzt, ist sie in vielen afrikanischen Ländern illegal. Was wäre, wenn man beginnen würden, von „elementarer Gesundheit“ zu sprechen? Und damit die psychische Gesundheit ebenso zu berücksichtigen wie die Rolle von Beziehungen und der Gemeinschaft als Grundlage für das individuelle Wohlbefinden? Könnten solche Begriffe dazu führen, die moderne medizinische Vorstellungskraft zu erweitern und den Rahmen dafür zu verschieben, was die wirksamste Medizin ausmacht?

Die Bewertung der traditionellen Medizin vertieft die Fragen, welche Kriterien man an Gesundheit, auch mentale Gesundheit, anlegt; wie traditionelles Wissen bewahrt und weitergegeben werden kann in einer Welt, die von der leistungsstarken westlichen Medizin dominiert wird. Und sie führt zu Fragen des Kolonialismus zum Beispiel in Afrika zurück. Oft war traditionelle Heilkunst für die Kolonisatoren nichts anderes als Hexerei.



Priya Basil, geboren 1977, ist „eine britische, kenianische, indische, in Deutschland lebende Schriftstellerin, deren Leben nicht zwischen zwei Buchdeckel passt, da es einfach zu unglaublich ist“, so schrieb das Magazin „Wired“. Sie ist unter anderem eine Initiatorin des Aufrufs „Die Demokratie verteidigen im Digitalen Zeitalter“ und Mitgründerin des Aktionsbündnisses „Wir machen das. Für eine postmigrantische Gesellschaft“. Zwischen zwei Buchdeckel passt u.a. ihr Roman „Die Logik des Herzens“ (2012), ihr Buch „Gastfreundschaft“ (2019) oder „Im Wir und Jetzt – Feministin werden“ (2019).

© Deutschlandfunk, Essay und Diskurs, 28.4.2024

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