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Detlef Diederichsen „Böse Musik“

Dein musikliebendes Herz im Backkanal der Datenmühlen…. Ich streame nicht. Kein Bedarf. Die Algorithmen (vulgo: KIs) funktionieren für mich nicht.

Ich höre Musik nicht nach Laune, will, wenn ich ein Stück gehört habe, nicht lauter ähnliche Stücke hören, und was heißt das überhaupt: ähnlich? Ich falle durchs Raster. Selbst da, wo man mich wirklich gut kennen sollte, bei Discogs, wo große Teile meiner Musiksammlung hinterlegt sind, fällt den Algorithmen nichts Besseres ein, als mir Alben der Dire Straits, von Bruce Springsteen und Nick Cave zu empfehlen. Haha.

Nicht dass ich etwas gegen digitalisierte Musik hätte. Ich kaufe nach wie vor mitunter CDs, ja! Und es wird noch perverser: Ich habe eine fein sortierte und aufwendig gepflegte mp3-Sammlung. Wenn bei den Streaming Services mal der Strom ausfällt oder der neue CEO findet, diese und jene Musik ist blöd, oder die neue Regierung in dem Land, in dem die Serverfarmen stehen, bestimmte Stücke nicht mag und sie löschen lässt – dann ziehe ich meine Festplatte aus der Schublade und lasse es mir mit all diesen verschwundenen Werken wohl sein.

Detlef Diederichsen, Journalist und Musiker, lebt in Hamburg.



© TAZ, Kultur, Glosse, 27.5.2023

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