MusiktippsNachhören

„Die wilde Trompeterin Jaimie Branch und ihr Finale“

Die 2022 gestorbene US-Musikerin bringt auf dem dritten Teil ihrer Reihe „Fly or Die“ noch einmal Punk und Jazz sowie Protest und Spiritualität zum Tanzen. Von Christian Schachinger.

Wenn es denn wahr ist, flog Jaimie Branch im Alter von 14 Jahren aus ihrem Elternhaus in Chicago, weil sie es (irrtümlich?) in Brand gesetzt hatte. Die Geschichte passt natürlich wunderbar zur Musik einer kampfeslustigen, großen, unvollendeten Grenzland- und Freistilmusikerin, die im August 2022 im Alter von nur 39 Jahren in Brooklyn sehr wahrscheinlich dem lebenslangen Kampf mit ihrer Opiatabhängigkeit erlegen ist.

Nun liegt von ihr und ihrem Quartett, das sich Fly or Die nannte und die zwei praxisbezogen betitelten Alben Fly or Die sowie Fly or Die II: Bird Dogs of Paradise veröffentlichte, eine posthume Arbeit vor, deren Fertigstellung sie noch selbst überwachen konnte.



Die klassisch am New England Conservatory of Music geschulte Trompeterin beweist nun auf dem Label International Anthem erschienenen dritten Album Fly or Die Fly or Die Fly or Die (World War) noch einmal ihre Ausnahmestellung. Gemeinsam mit Schlagzeuger Chad Taylor, Bassist Jason Ajemian, Cellist Lester St. Louis sowie diversen Gästen und an diversem Instrumentarium, das hin bis zu einem Kleinkindspielzeug namens „Happy Apple“ aus den 1970er-Jahren reicht, in rohen und meist unbehauen in einem Take im Nirgendwo von Nebraska eingespielten Stücken, wie wenig sie eigentlich mit dem Genre Jazz im klassischen Sinne zu tun hat. Zu dem wird sie gewöhnlich gerechnet.


Weiterlesen

© Der Standard, Kultur, 9.9.2023

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert