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Heise Online: Missing Link – Ein Zufall namens Stanisław Lem

Am 13.9.1921 wurde der Futurologe und Science-Fiction-Autor Stanisław Lem geboren. Sein Werk wurde von der Kybernetik und Informationswissenschaft geprägt. Von Detlef Borchers.

Er schrieb mit „Solaris“ einen der wichtigsten Romane über die Grenzen der menschlichen Erkenntnisfähigkeit, er erfand mit „Lokaltermin“ die Ethikosphäre, in der Nanobots Mord und Totschlag verhindern. Stanisław Lem rezensierte nicht existierende Bücher und erfand kurzerhand Wissenschaften wie die Teletaxie, heute besser als virtual reality bekannt oder die Phantomatik, die die Verkopplung von Nervensystem und Computer zum Gegenstand hat.

Er philosophierte über eine Extelopädie, eine sich ständig selbst überarbeitende, extrapolierende Enzyklopädie über zukünftige Dinge, die existieren werden, uns aber nicht mehr verständlich sind. Später wandte er sich gegen die technologische Entwicklung und wurde ein Kulturkritiker, der das Internet ablehnte, den Klimawandel wie die Überbevölkerung durch biokratische Gewaltmaßnahmen bekämpfen wollte.

Stanisław Lem wurde wahrscheinlich am 13. September 1921 in Lwów (Lemberg) in Ostgalizien (heute zur Ukraine gehörend) geboren, seine Geburt auf den 12. September vorverlegt. Nach anderen Angaben fällt seine Geburt auf den 19. September. Sein Vater war Arzt und so studierte Lem zunächst auch Medizin, bis die deutsche Besatzung von Polen den Abbruch seines Studiums erzwang. Er arbeitete danach als Automechaniker in einem Reparaturbetrieb und organisierte „Dinge“ für den polnischen Widerstand, bis er sich selbst verstecken musste.

In seiner zweibändigen „Philosophie des Zufalls“ schilderte Lem, wie er Waffen in der Straßenbahn transportiert und nicht kontrolliert wird, weil ein SS-Mann ihn überging. Nach dem Krieg studierte er neben der Medizin noch Philosophie und Physik, musste aber im Zuge der sowjetischen Besatzung mit der Familie Lwów verlassen und ging nach Kraków.



© Heise Online, Hintergrund, 19.09.2021

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