Intransparenz galore: Das Geschäftsjahr 2020 läuft für den Streamingdienst Spotify gut. Nur kommt bei vielen Künstler:Innen, deren Songs dort verfügbar sind, kaum etwas an.
Von Jens Uthoff
Für die meisten Musiker:innen war 2020 eine Vollkatastrophe. Die Haupteinnahmequelle Konzert fiel weg, vielen hat das vor Augen geführt, dass die Zahlungen von Streamingdiensten bestenfalls Zubrot sind. Insbesondere Marktführer Spotify, zuletzt mit einem Marktanteil von rund 38 Prozent, wird für seine Geschäftspraktiken gescholten. Grundsätzlich ist Streaming eine gute Sache. Die Berliner Künstlerin Balbina sagt etwa: „Ich habe nichts dagegen, ganz im Gegenteil. Die Leute geben mit ihren Abos im Schnitt 120 Euro pro Jahr für Musik aus. Wir sind weg von der Piraterie und haben endlich wieder eine Wertschöpfungskette für Tonträger. Der Markt boomt.“
2018 verdienten Spotify-Angestellte im Durchschnitt 112.000 Euro. Bis zu 60 Prozent Einnahmen flossen an Majorlabel
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In der Tat: Die Krise der Musikindustrie ist passé, seit Jahren steigen die Gesamtumsätze. Auch in Deutschland kommen mittlerweile 55,1 Prozent (2019) des Gesamtumsatzes der Tonträgerindustrie (1,62 Milliarden Euro) über Streaming rein (2015: 14,4 Prozent).
Via Spotify erreicht auch Balbina Fans: Knapp 700.000 streamten ihren Song „Langsamer Langsamer“, rund 15.000 hören ihre Musik im Monat. Und doch bekämpft sie das „System Spotify“.
© TAZ, Kultur, 11.12.2020