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Phänomen Retrokino „Im Rausch der Tiefe“ oder der Lockruf der Leinwand

Auf mehr als 250 Leinwänden läuft heute, den 6.6.23: Luc Bessons „Im Rausch der Tiefe“. Von Daniel Kothenschulte.

Wenn an jedem ersten Dienstag im Monat in mehr als 250 deutschen Kinos ein alter Film gezeigt wird, könnte man eine verschworene Gemeinde dahinter vermuten. Tatsächlich verbirgt sich hinter dem Retro-Phänomen der französische Filmkonzern Studiokanal, in Zusammenarbeit mit den Firmen Constantin und Capelight, die ebenfalls Rechte an vielen alten Filmen besitzen.



Schon 1988 war die unschuldige Liebesgeschichte zwischen einem Tieftaucher und einer Versicherungsagentin, flankiert von der kaum minder liebevollen Rivalität zu dessen Jugendfreund, dem amtierenden Tauchweltmeister, ein außergewöhnliches Phänomen.Es war eine Zeit, als der anspruchsvolle Autorenfilm überall in Europa in eine Krise geriet und junge Filmemacher stattdessen ein hedonistisches Genrekino für hedonistische Zeiten ausprobierten. Luc Besson hatte sich drei Jahre zuvor mit dem Neo-Noir-Thriller „Subway“ einen Namen gemacht, nun erfüllte sich der ehemalige Tauchlehrer einen persönlichen Traum. Angelehnt an die Lebensgeschichte zweier Tauchchampions aus den 60er Jahren, rückte er den Rausch der Tiefe ins Märchenhafte. Zwei kaum bekannte Hauptdarsteller, Jean-Marc Barr und der noch heute erfolgreiche Jean Reno, spielten Jacques Mayol und Enzo Molinari. Hollywoodstar Rosanna Arquette ist die Schönheit am Ufer. Bei einer zufälligen Begegnung entflammt sie für den Amphibienmenschen Jacques und erfindet sich eigens einen Versicherungsauftrag, um ihm zur Tauchweltmeisterschaft nach Taormina auf Sizilien nachzureisen.



© Frankfurter Rundschau, Kultur, 31.5.2023

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