Im „Torquato Tasso“ gestaltete Johann Wolfgang Goethe 1790, also zu Zeiten der Französischen Revolution, den heute noch aktuellen Konflikt zwischen Staatsmacht, gesellschaftlicher Konvention und künstlerischer Freiheit wie Hybris.
Es geht um den Widerspruch und die Grenze zwischen Kunst und Leben / Wirklichkeit und Fiktion. Als Spiegel dient Goethe der italienischen Renaissancedichter Torquato Tasso, der vom Hofe für sein Werk vom Fürsten ausgezeichnet wird. Er missversteht diese aber als Aufforderung, in der Liebe und in der Politik seine künstlerischen Vorstellungen umzusetzen. Er scheitert.
Denn: „Es ist nicht, was gefällt; erlaubt ist, was sich ziemt“ – oder was die Herrschenden erlauben und einzig ihnen zusagt. Und das kann für jedes Zeitalter gelten.
Das in fünf Akten angelegte Stück hat Goethe streng nach den klassischen, der aristotelischen Poetik folgenden Regeln der Einheit von Ort, Zeit und Handlung entworfen. Es gilt als ein Meisterwerk der deutschsprachigen, jambisch gebundenen Rede, ist „der Klassiker der deutschen Klassik“.
Zu hören ist die Hörspielfassung in der präzisen und textgetreuen Regie von Rudolf Noelte, einem der legendären Theater- und Opernregisseure der 1960/70er Jahre, und mit den Stimmen der damals noch sehr jungen großen Schauspielenden Lola Müthel und Thomas Holtzmann.
Torquato Tasso
Hörspiel nach dem gleichnamigen Schauspiel von Johann Wolfgang von Goethe
Hörspielbearbeitung und Regie: Rudolf Noelte
Produktion: SDR 1965
© SWR, Ohne Limit, 23.4.2023